**Im Vornherein möchte ich einen kleinen Disclaimer bringen: Ich bin mir der Kontroverse im Hinblick auf Lederprodukte bewusst und will mit diesem Artikel niemand von deren Kauf überzeugen. Jedem steht es frei, diese Produktkategorie zu unterstützen oder eben andere Materialien zu benutzen. Es ist das Hauptziel des Beitrages, die Menschen hinter BandWerk und deren Arbeit vorzustellen.**
Der Münchener Armbandhersteller BandWerk sollte vielen von euch bereits ein Begriff sein. Schon in der Vergangenheit haben wir von den chicen Utensilien für eure Apple Watch berichtet. Was sich in letzter Zeit getan hat, wer hinter der Marke steckt und was das Besondere an den Lederbändern ist, erzähle ich euch in meinem heutigen Review. Dafür habe ich einige Exemplare zugeschickt bekommen, wofür ich mich im Namen des ganzen Teams recht herzlich bedanken möchte.
Die Apple Watch als Mode-Accessoire – exklusiv, besonders, individuell? Wahrscheinlich stimmt dieses Statement inzwischen nicht mehr. Die Cupertino-Smartwatch ist in der breiten Masse angekommen. Was noch bleibt, ist die Individualität bei der Kombination mit verschiedenen Armbändern. Selbstverständlich gibt es neben Apple unzählige Drittanbieter, die die (Achtung, Wortspiel) Bandbreite an kompatiblen Armbändern erweitern. Doch für diejenigen, die Wert auf hohe Qualität und regionale Produktion bei dennoch akzeptablen Preisen legen, könnte BandWerk die richtige Wahl sein.
Warum Leder?
Ich selbst war immer ein Fan von edlen Lederarmbändern an meinen Uhren, auch noch vor der Smartwatch-Ära. Immer mehr bin ich jedoch auf synthetische Alternativen umgestiegen. Das liegt zum einen an der Tatsache, dass ich viel Sport mit der Uhr treibe und mir Lederarmbänder für den Daily-use zu schade sind. Zum anderen stellen sich mir vor dem Kauf von Lederarmbändern einige Fragen. Ist es wirklich echtes, qualitativ verarbeitetes Leder? Kommt das Material von verantwortungsbewussten Quellen? Wen unterstütze ich mit meinem Kauf? Und leider fehlt mir bei den meisten Anbietern die nötige Transparenz (so auch bei Apple und Hermès).
Warum BandWerk?
Auf die obigen Fragestellungen liefert der deutsche Hersteller BandWerk die passenden Antworten und sorgt somit für transparente Kundeninformationen. Im Folgenden gehe ich auf die für mich wichtigsten Themen ein.
Made in Bavaria
Eines der für mich wichtigsten Kriterien fällt beim Besuch der Website direkt auf: Made in Germany. Um es genauer zu sagen, finden die meisten der (laut Hersteller) ca. 172 Arbeitsschritte in South Germany statt. Wenngleich der ‚Lederrohstoff‘ nicht aus Deutschland stammt, wird er in einer bayerischen Gerberei verarbeitet, im Headquarter in München endmontiert und auch von dort versendet. So unterstütze ich nicht nur lokal ansässige Unternehmungen, sondern auch die deutsche Wirtschaft – ein Aspekt, der bei Apples Armbändern im Winde verweht. Auf der Website stellen sich die drei Hauptakteure außerdem mit einem kurzen Profil vor, wodurch jeder weiß, wer hinter der Marke steckt.
Wer in München ist, sollte auf jeden Fall die Gelegenheit nutzen, um im Showroom von BandWerk vorbeizuschauen. Dort stehen die aktuellen Modelle zum Betrachten und Anprobieren bereit. Solltet Ihr euch direkt für ein Armband entscheiden, wird in wenigen Minuten das gewünschte Band mit den passenden Scharnieren und Verschlüssen versehen. Das bedeutet, dass das ‚Made in Germany‘ mehr oder weniger live mitverfolgt werden kann.
Artenschutz
Erneut möchte ich erwähnen, dass diese Thematik immer mit einer gewissen Vorsicht zu genießen ist. Dennoch wird auf der Hersteller-Website darauf hingewiesen, dass beim Echsenleder und dem aus den USA stammenden Alligatorleder die Artenschutzfahne des IRV (Internationaler Reptilleder Verband e. V.) angebracht ist. Diese soll einen nachvollziehbaren Herkunftsnachweis liefern und die „artenschutzrechtlich einwandfreien Bedingungen“ garantieren. Auch durfte ich die offizielle vom Bundesamt für Naturschutz zertifizierte Einfuhrgenehmigung einsehen. Insgesamt ist also festzuhalten, dass die höchstmöglichen Standards eingehalten werden. Inwieweit das für den Einzelnen ausreichend ist, muss jeder selbst wissen.
Das gewisse Etwas
Bevor ich näher auf die Armbänder eingehe, gibt es noch eine Sache, die BandWerk von manch anderen Konkurrenten abhebt. Während die regulären Kollektionen nach Städten wie Stockholm oder Berlin benannt werden, beziehen sich die limitierten Sondereditionen auf Luxus-Oldtimer. Doch damit meine ich nicht nur deren Namen, sondern auch deren Material. Die Special Editions werden aus dem ausrangierten Interieur-Leder des jeweiligen Wagens hergestellt. Durch die Partnerschaft mit einem professionellen Polsterer und strenge Qualitätskriterien wurde es ermöglicht, ein Stück Luxuskarosse ans eigene Handgelenk zu schnallen. Wenn das mal nicht eine coole Idee ist… Ich durfte die aktuelle Edition Visionär ausprobieren, mehr dazu später.
Die Armbänder
Verpackung und Inhalt
Jedes Armband wird bei BandWerk individuell und manuell verpackt. Auffällig sind die verwendeten Materialien, welche durchweg natürlichen Ursprungs sind. Nach dem Öffnen der von Hanfkordeln umschlossenen Papierhülle sticht das hölzerne Kistchen mit Schiebedeckel und markantem Pure-Artwork ins Auge. Darin befindet sich ein schwarzes Stofftäschchen und darin wiederum das bestellte Band. Das komplette Setup gefällt mir ausgesprochen gut: rough und doch schlicht gehalten. Die Liebe zum Detail und der Verzicht auf Kunststoff und Co. sollte definitiv als Vorbild dienen.
Erhalten habe ich die folgenden Modelle:
Design und Besonderheiten
Selbstverständlich ist der subjektive Aspekt immer entscheidend. Dennoch muss ich sagen, dass mir zuvor keine Lederarmbänder für die Apfel-Uhr untergekommen sind, die mich so sehr angesprochen haben wie diese. Auch bei genauerer Betrachtung wird die Passgenauigkeit der einzelnen Lederteile klar.
Außerdem wird bei BandWerk offensichtlich mitgedacht: Die Ränder, die bei stärkerem Leder oftmals eher scharfkantig ausfallen, wurden mit einer Beschichtung versehen. Ein unangenehmes Schürfen an der Haut kann somit ausgeschlossen werden.
Was mich außerdem zum Lächeln bringt, sind die für einige Modelle charakteristischen Kontrastnähte. Auch das ist einfach chic und zieht die neidischen Blicke der Arbeitskollegen an.
Was auf die Holzkiste aufgemalt ist, wird bei den Bändern auf die Innenseite gestanzt: „BandWerk. German Craftsmanship“. Ebenso ist auf jeder Schließe ein kleines „BW.“ eingraviert. Das sind genau die Kleinigkeiten, die ich persönlich sehr zu schätzen weiß und das Armband zu etwas Besonderem machen.
Ein anderes wirkliches geiles Feature bezieht sich auf die Adapter zwischen Band und Uhr. Schon bei der Bestellung kann ausgewählt werden, welches Watch-Modell besessen wird. Denn passend dazu bringt BandWerk die entsprechenden Konnektoren am Lederriemen an. Es sind alle Größen und Materialfarben der Series 1-3 bzw. 4-5 erhältlich (auch Titan und Keramik). Auch das ist eine Sache, die Apple in ihren Massenanfertigungen nicht gewährleisten kann.
Die Konnektoren funktionieren einwandfrei, sliden leicht in die Fassung der Uhr, schließen an allen Ecken eben ab und halten bombenfest.
Ein paar Worte noch zum Echsenband: Meine Erfahrung bei solch ‚stark marmoriertem‘ Leder ist nicht wirklich groß. Ich kann so viel sagen, dass mich die Musterung an sich anspricht. Lediglich bin ich kein großer Fan von der glänzenden Oberfläche. Mattes Leder ist eher mein Fall. Dagegen finde ich, dass die Artenschutzfahne ein ganz witziges Designelement darstellt und durchaus am Armband bleiben könnte. Erinnert vielleicht etwas an diese gelben Spanngurt-Gürtel von Off-White…
Eigentlich eine Kategorie für sich: der Geruchstest. Durchweg haben alle Bänder bestanden. Das schwarze Saffiano ist am Auffälligsten mit einer stechend-würzigen Note; fast unangenehm stark, aber so mag ich das. Danach folgt das dunkelbraune Teju, was in der Note etwas sanfter ist, dennoch ausreichend intensiv. Das blaue Vintage– und hellbraune Leder-Armband erinnern mich an Mokassin-Schuhe, die ich als Kind oftmals getragen hatte. Die Sonderedition Visionär fällt etwas aus der Reihe – nicht positiv, nicht negativ. Es riecht lederartig, aber für mich schwer einzuordnen.
Haptik und Tragekomfort
Aber jetzt nichts wie ran ans Handgelenk.
Vor allem bei den etwas dickeren Lederarmbändern macht sich die typische Materialstarre bemerkbar. Erfahrungsgemäß lässt dies aber nach einiger Zeit regelmäßigen Tragens nach. Das Vintage-Band ist von Anfang an recht weich und für Leder-Einsteiger sicherlich ein guter Tipp. Zuvor habe ich bereits die Randversiegelung angesprochen. Genau diese bewährt sich, es kratzt nichts, das Tragegefühl ist hervorragend.
Ich habe neben der klassischen Lochschließe auch die optionale Faltschließe ausprobiert. Beide machen für mich einen sehr soliden Eindruck und sind angenehm zu tragen, auch nach mehreren Stunden. Zu beachten ist, dass es den Faltmechanismus nur in Schwarz und Silber gibt. Die normale Dornschließe ist ebenfalls in allen Farben erhältlich.
Beim Sport konnte ich mich zudem nur mit dem Modell Vintage anfreunden, was wahrscheinlich mit der höheren Flexibilität des Materials zusammenhängt. Andererseits empfehle ich beim Sport sowieso nicht das Tragen eines teuren Lederarmbandes. Aber auch hier bietet BandWerk Abhilfe: Zu jedem Modell der Serie Zürich bekommt Ihr ein gratis Milanaise-Sportarmband in der Wunschfarbe Schwarz, Silber und Gold dazu – eine wirklich nette Idee.
Sonderedition Visionär
Vorher habe ich die Special Editions kurz angerissen: exklusive Armbänder aus Oldtimern in limitierter Auflage. Von BandWerk habe ich das Modell Visionär erhalten. Dabei handelt es sich um das ehemalige Interieur eines 1986er Porsche 911 G-Modell.
Auch hier sehen wir ein edles Design in guter Verarbeitung mit sportlichen Kontrastelementen. Auf der Innenseite wird zudem die Limitation, der Modellname und die erhaltene Stückzahlnummerierung erwähnt. Als ganz besonderes Extra werden ein Echtheitszertifikat und ein Magazin beigelegt. Das illustrierte Büchlein mit dem Namen „Visionäre“ erzählt von der Geschichte der Unternehmen Porsche und Apple und den ikonischen Produkten bzw. Meilensteinen. Erneut muss ich mich wiederholen: Das ist einfach eine wahnsinnig coole Idee und sorgt dafür, dass sich BandWerk von den Konkurrenten absetzen kann.
Preise
Gleich zu Beginn sei gesagt: Wir reden hier von keinem 0815-Produkt. Zunächst handelt es sich durchweg um qualitativ hochwertige Rohstoffe, welche in aufwendigen Arbeitsschritten regional verarbeitet werden. Deswegen sind die Preise definitiv etwas höher.
Die Armband-Preise beginnen bei EUR 79,- für die klassischen Leder-Modelle und gehen bis EUR 279,- für die Alligatorbänder der Zürich-Reihe. Die anderen Bänder inkl. der Sondereditionen sowie der Nebensegmente (Reise- und Kartenetuis) siedeln sich dazwischen an. Das Visionär-Band liegt zum Beispiel bei EUR 179,-.
Im Vergleich liegt Apples Preisspanne zwischen EUR 99,- und EUR 149,-. Entspannte EUR 569,- lege ich beim teuersten Hermès-Band mit Faltschließe hin – einfach brutal.
FAZIT
Ganz allgemein ergaben sich aus meinen Tests keine wirklichen Schwächen oder Probleme in der Verwendung. Es hat einfach alles gepasst. Schon beim Design und der Verarbeitung der Bänder wird klar, dass die Jungs voll hinter ihren Produkten stehen und für die Sache leben. Auch die Detailverliebtheit, z. B. bei den verschiedenen Adaptervarianten und Extra-Beigaben, trifft genau meinen Nerv als pedantischer Apple-User.
Nicht zuletzt unterstütze ich bei BandWerk kein intransparentes Großunternehmen, sondern ein junges, motiviertes Team aus München und andere deutsche Handwerksbetriebe. Das heißt, dass ich keinen unnötigen ‚Brand- und Marketingaufschlag‘ oder hohe Distributionskosten mitbezahlen muss. Eine steile These: Gehe ich beim Preis der Apple-Lederarmbänder vom obligatorischen ‚Apfel-Boni‘ aus, kann für die Qualität des Materials und der Verarbeitung nicht mehr allzu viel übrigbleiben.
Zusammenfassend könnt Ihr bei den Armbändern von BandWerk überhaupt nichts falsch machen, denn das Preis-Leistungsverhältnis ist vollkommen in Ordnung. Die Bänder von Apple erreichen für meine Ansprüche keine vergleichbare Qualität. Und die pervers hohen Preise bei Hermés können meiner Meinung nach nicht gerechtfertigt werden.
Abschließend kann ich euch nur empfehlen, das Sortiment von BandWerk durchzustöbern, um das für euch passende Zubehörteil zu finden. Und wie gesagt: Schaut bei Möglichkeit im Münchener Showroom vorbei. Es lohnt sich.