Ende Februar, Anfang März – Weihnachten ist jetzt schon zwei Monate her. Damit auch die Möglichkeit etwas Neues auspacken zu dürfen. Sei es ein neues Smartphone, einen aktuellen Laptop oder diese geniale, goldene Michael Kors Uhr (ja genau, die für 250€). Damals wartete man sehnsüchtig auf eines der großen Feste, um endlich wieder Geschenkpapier auseinanderreißen zu dürfen. Je größer man dann wird, desto unwichtiger werden diese, da man sein eigenes Geld verdienen kann und Weihnachten beispielsweise am 17. Juni feiern kann. Klar, ohne Tannenbaum und Weihnachtsgebäck, aber das Gefühl des Auspackens und dem damit verbundenen Freuen, kann auch bei 25 Grad Celsius draußen aufkommen.
Aber erstmal heben all diejenigen die Hand, die ein „altes“ iPhone haben, also alles unter 6 und 6 Plus …
Nun gut, ihr gehört nicht zu den Millionen von Leuten, die das neuste Gerät von Apple in den Händen halten. Ich übrigens auch nicht. Wart ihr bei der Vorstellung begeistert und wolltet danach unbedingt eins haben? Auch wenn jetzt viele Leute sicherlich nein sagen, so muss ich mir eingestehen, dass ich ziemlich gerne eins haben wollte. „Yes, endlich keine 1136 x 640 Pixel bei 326 ppi mehr, sondern 1334 x 750 Pixel bei 326 ppi! A-und M8 sind besser als A-und M7 und das neue iPhone hat endlich einen Barometer. Robin, das musst du dir holen!“
Ein paar Tage später sah ich das iPhone anders. Natürlich blieben die Zahlen gleich. Es war immer noch brandneu, aber es war so als ob ich bei der Ankündigung des iPhone 6, ein iPhone 3GS in der Hand hielt. Dabei war es ein iPhone 5s. Ich hatte es noch nicht mal ein Jahr lang, aber wie gesagt, plötzlich brach die Welle der Euphorie, die aus Zahlen, Bildern und dem Zauber einer Apple Keynote bestand, in sich zusammen. Denn würde ich es beim Warten an der Bushaltestelle merken, das mein neues iDevic „Dual-Domain Pixel für breitere Betrachtungswinkel“ hat? Welcher Nutzen versteckt sich hinter den technischen Begriffen, hinter den großen Zahlen, hinter dem schönen silbernen, grauen oder goldenen (würde sicherlich super zur Uhr passen) Gewand?
Selbst wenn ich diese Frage beantworten könnte: Sind die Funktionen soviel besser, wie mein gefühlt uraltes iPhone 5S? Und wäre ich dann ein Superhirn und könnte ebenfalls diese Frage auch noch beantworten: Kann ich mir das überhaupt leisten? Ich würde natürlich nicht nein sagen, wenn ich es geschenkt bekomme, aber solange das nicht eintritt, nehme ich liebend gerne mit meinem Handy vorlieb.
Irgendwann dann wird das Verlangen nach etwas Neuem immer schwächer. Bis irgendein Typ im Zug sein neues iPhone 6 aus der Tasche hervorholt, um mich zu ärgern. Ohne Zweifel: das ist eine Provokation, weil er gerade mein iPhone 5S gesehen hat. Verdammt, jetzt will ich auch wieder eins. Aber zum Glück muss ich aussteigen.
Ich will damit niemandem zu nahe treten. Jeder soll sich das kaufen, was er möchte. Ich würde es ja auch gerne, sogar wenn ich keinerlei Mehrnutzen erkennen würde. Irrationalität ist toll. Teure Irrationalität ist noch besser. An Weihnachten etwas irre Tolles auspacken ist das Beste. Zum Beispiel ’ne Apple Watch.
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