3D Touch. Viele lieben es, manche ignorieren es gar. Und aktuell ist die Technik wieder in aller Munde. Anlässlich Apples Entscheidung, 3D Touch beim neuen iPhone Xr komplett wegzustreichen, erzählt uns Patrick aus der Redaktion, warum er 3D Touch liebt.
Die 3D-Touch-Technologie erblickte ja bekanntlich im September 2015 mit der Vorstellung der iPhone 6S Serie das Licht der Welt.
Während der Keynote bekam ich damals schon leicht glänzende Augen aufgrund dieser Technik. Schon damals ahnte ich, dass wir hier es mit einer Technologie zu tun haben, welche für eine ähnliche Umwälzung in der Bedienung von Touchscreens sorgen kann wie seinerzeit das erste kapazitive Display des allerersten iPhones.
Tja, was soll ich nun sagen. Meine Vorahnung wurde eindrucksvoll bestätigt.
Dieses Feature ist für mich mittlerweile so elementar und selbstverständlich geworden, dass mir ein iPhone ohne diese Technik nicht mehr vorstellen mag. Eher im Gegenteil – Ich bin nach wie vor irrtiert, dass Apple dieses Feature nicht in seinen iPad Pro Modellen einsetzt. gerade hier wäre ein noch besserer Worflow in Kombination mit dem Apple Pencil erreichbar.
Denn der nach wie vor große Abstand in der Produktivität gegenüber macOS und denn vollwertigen Programmen ist die größte Archillesferse der iPad Pro Modelle.
Leider befürchte ich, dass Apple in naher Zukunft diese Technik wieder beerdigen wird. Ein erster Fingerzeig darauf könnte das iPhone XR aus der „Gather ROUND“ Keynote sein.
Denn bei diesem iPhone verzichtet Apple nämlich auf die Implementierung von 3D Touch und setzt stattdessen das sogenannte Haptic Feedback ein. Dieses wird durch den eingebauten Vibrationsmoter generiert – wie man das bisher von der Apple Watch kennt.
Wie Ihr bereits gehört habt, ist 3D Touch für mich wirklich klasse und hilft mir enorm im alltäglichen Workflow mit meinem iPhone X. Dabei stelle ich immer wieder fest, dass viele von Euch gar nicht wissen, was 3D Touch eigentlich genau ist, was man damit machen kann; geschweige denn, dass Sie wissen, dass diese Technik in jedem iPhone-Modell ab iPhone 6S oder höher dabei ist (das iPhone SE und das neue iPhone XR sind davon ausgenommen)
Aus diesem Grund möchte ich Euch heute gerne die dahinterliegende Technik und die damit verbundenen Einsatzmöglichkeiten näher bringen.
Dabei habe ich lange überlegt wie es so erklären kann das Jeder es verstehen kann. Fangen wir kurz mit dem technischen Aufbau dieser Funktionalität an. Dazu wurde eine hauchdünne Schicht kapazitiver Sensoren zwischen der Glasabdeckung und der eigentlichen Hintergrundbeleuchtung eingesetzt. Die durch die Sensoren erzeugten Messwerte werden mit dem Berührungssensor sowie dem Beschleunigungssensor abgeglichen. Die dadurch entstehenden Daten werden an die verbaute Taptic Engine weitergegeben welche das Display dann als Feedback „vibrieren“ lässt und Euch somit das Gefühl gibt, das Display quasi „einzudrücken“
Die Taptic Engine ist so leistungsstark und gleichzeitig so unglaublich präzise, dass sie mit nur einer erzeugten Schwingung dieses haptische Gefühl erzeugen kann.
An dieser Stelle muss ich hier einmal den Ingenieuren von Apple huldigen.
Chapeau, Apple. Das ist eine wahre Meisterleistung der Ingenieurskunst.
3D-Touch hat letztendlich zwei Anwendungsszenarien im alltäglichen Gebrauch
Zum Einen ermöglicht Sie auf Eurem Home-Screen beim Anklicken der Apps (die Entwickler müssen natürlich die API unterstützen) ein Quick-Menü welches als eine Art Schnell-Zugriff fungiert.. Das benötigt eine gewisse Eingewöhnungszeit. Drückt Ihr zu lange drauf, erzeugt Ihr das typische Wackeln der Apps mit denen man entweder die Apps verschieben oder löschen kann. Die richtige Steuerung durch die passende Intensität bekommt Ihr, wie oben ausgeführt, durch eine kurze Vibration als Feedback gemeldet.
Zum Anderen gibt es das sogenannte „Peek and Pop“-Feature. Dazu unterscheidet das System insgesamt zwei Druckstufen bzw, die Intensität mit derer Ihr auf das Icon „drückt“. Drückt Ihr in der ersten Intensität drauf, erzeugt Ihr eine Art „schwebende“ Vorschau Dies wird von Apple als „Peek“ bezeichnet. Ich habe das Mal in einem Screenshot für Euch festgehalten:
Solltet Ihr anschließend die Intensität Eures Drucks auf die zweite Stufe erhöhen; holt Ihr quasi die Vorschau in den Vordergrund bzw. wechselt direkt in die entsprechende, von Apple ausgewählte, Applikation. Das wird von Apple als „Pop“ bezeichnet.
So trocken meine Erklärung auch sein mag, so unglaublich genial und produktiv ist das Feature in der alltäglichen Anwendung.
Als einfaches Beispiel stellt Euch bitte folgendes Szenario vor:
Ihr erhaltet eine Email eines Geschäftskontaktes in dem ein Treffpunkt genannt wird.
Früher musstet Ihr die Adresse mit dem Cursor markieren, anschließend im eingeblendeten Menü auf „Kopieren“ klicken. Anschließend musstet Ihr die Mail-Applikation verlassen, auf eurem Home-Screen nach der Karten-Applikation suchen und anschließend in dem Adressfeld auf „Einfügen“ klicken.
Anhand meiner Schilderung merkt Ihr hoffentlich wie umständlich und langatmig dieser eigentlich einfache Vorgang bisher war.
Mithilfe von 3D-Touch tippt Ihr also nun einfach etwas „fester“ auf die Adresse innerhalb der Email und schon erscheint die Vorschau der Karten-Applikation mit der angeklickten Adresse (siehe Screenshot etwas weiter oben). Durch das Erhöhen des Drucks auf die zweite Stufe wechselt Ihr nun folglich in direkt in die Karten-Applikation und könnt also nun die entsprechende Navigation von Eurem Standpunkt zu der Adresse starten.
Die gleiche Vorgehensweise könnt Ihr nun beispielsweise auch auf erhaltene Links in euren Emails anwenden. Die Vorgehensweise ist identisch, bis auf den Unterschied das Ihr im eben im Safari landen werdet. Oder Ihr scrollt in dem Posteingang der Apple Mail-Applikation durch und könnt mit „Peek & Pop“ Euch eine Vorschau der ausgewählten Email anzeigen lassen. Hierbei wird in der „Peek-Funktion“ durch das Wischen nach oben, rechts oder links noch zusätzliche Menüoptionen offeriert (Screenshots i.d.R der Aufzählung!):
Endlich mal wieder einen technologischen Trend den Apple setzt und nicht hinterher läuft.
Das erweitert die Bedienung von Multitouch-Screens um eine dritte Eingabemöglichkeit und sorgt für völlig neue Anwendungsmöglichkeiten.
Dieses Feature ist für mich mittlerweile so elementar und selbstverständlich geworden. So sehr habe ich mich an diese komfortable Technik mittlerweile gewöhnt und möchte sie einfach nicht mehr vermissen. 3D-Touch erleichtert mir meinen Arbeitstag auf meinem iPhone X enorm durch die wirklich clevere Implementierung von Hard- und Software.
Aber auch für Apps, welche in Ordnern organisiert sind, hilft 3D Touch. Indem Ihr somit einfach fest auf den Ordner drückt, zeigt Euch 3D Touch automatisch die App mit der entsprechenden Benachrichtigung an. Wirklich hilfreich, wenn Ihr das Maximum an Apps ausgeschöpft habt, mit dem Ihr einen Ordner füllen könnt.
Mein Fazit zu 3D-Touch
Diese Technik bzw. die Art der Umsetzung wurde nun im Laufe der Jahre auch von verschiedensten Smartphone-Herstellern im Android Bereich umgesetzt. Dabei konzentrierten sich Diese darauf, dieses Feature via Software nachzureichen. So gut wie kein anderer Hersteller hat diesbezüglich eine Taptic Engine eingesetzt und genau hier liegt der Fehler. Dieses Vibrationsfeedback ist essenziell wichtig für das Benutzererlebnis.
Mit dem Force-Touch Trackpads bei der MacBook Pro Retina Baureihe (ab Baujahr 2015) sowie dem 12“ MacBook zeigt Apple hier, dass ein Transfer der Technologie in beide Richtungen funktionieren kann. Um den Vorsprung allerdings halten zu können; muss Apple die Technik konsequent weiterentwickeln und ob man das tut habe ich wegen dem iPhone XR so meine Zweifel
EDIT: Apple hat diese Technik im iPhone 7/7 Plus nochmals deutlich weiterentwickelt. In vielen Menüs beim Scrollen von Listen gibt es ein sanftes Feedback, wenn die Liste unten „anstößt“. Auch innerhalb der Weckerfunktion gibt es dieses sanfte Feedback um Euch zu zeigen, dass Ihr den Wecker entsprechend aktiviert habt. Das ist eigentlich genau die Richtung, dir mir beim Verfassen dieses blogs vorschwebte.
Was ist Eure Meinung zu dieser Technologie? Euer Feedback ist wie immer in den unten folgenden Kommentaren erwünscht 😉
Macht ́s gut und bis zum nächsten Mal hier auf Apflellike, Euer Patrick Bergmann