In knapp einer Woche wird Apple uns ein neues iPhone präsentieren. Wenn man einigen Gerüchten Glauben schenkt, könnte im iPhone 5S eine Slow-Motion Funktion verbaut sein. Auch ein doppelter Blitz wird erwartet. Doch ist das nicht zu wenig? Reichen Zusatzfunktionen, um die iPhone-Cam von anderen abzuheben? Was ist noch in diesem Bereich zu holen und worauf kommt es an? – Diese Fragen hat Chip.de Digitalkameraspezialist Julius Lohse für euch beantwortet, vielen Dank an dieser Stelle.
In der Fotografie galt schon immer das Sprichwort „Der Fotograf macht das Bild – Nicht die Kamera!“. Schaut man sich die Entwicklung und Qualität der Kameras aktueller Smartphones an, stellt man sich doch die Frage, ob und warum man dann überhaupt noch eine gewöhnliche Digitalkamera brauchen könnte.
Wovon hängt die Bildqualität überhaupt ab?
Unter der Bildqualität versteht man nicht den ästhetischen, sondern den technischen Aspekt eines Bildes. Wie naturgetreu sind die Farben, wie viele Details sind im Bild erkennbar, wie scharf sind die Kanten und wie ausgeprägt treten Bildfehler und Bildrauschen auf?
Die Anzahl der Pixel bestimmt den theoretisch möglichen Detailgehalt und die Größe jedes einzelnen Pixels bestimmt, wie viel Licht er einfangen kann. Die für die Linsen des Objektives verwendeten Materialien und die Art, wie diese verarbeitet sind, ist mitverantwortlich für die Farbtreue und den Detailgehalt sowie die Schärfe des Bildes.
Nur wenn das Objektiv und der Sensor gut aufeinander abgestimmt sind, kann die Bildqualität überzeugen. Ein schlechtes Objektiv verwandelt selbst die Bilder eines 24 Megapixel Sensors in unscharfe Pixelpampe und ein 1 Megapixel Sensor kann selbst mit dem besten Objektiv keine detailreichen Bilder liefern.
Welche Ansätze gibt es, um sich von der Masse abzuheben?
Doch auch die Konkurrenz schläft nicht. Die Hersteller wissen, dass eine gute Kamera den Ausschlag beim Kauf geben kann. Und so arbeitet man an einer Vielzahl von Techniken und Tricks, um die Bildqualität zu verbessern, das Marketing zu schönen oder ein Feature zu implementieren, das in dieser Form sonst niemand vorzuweisen hat. Nicht wenige davon sind nichts als heiße Luft, aber einige könnten auch tatsächlichen Fortschritt bedeuten.
So versucht man bei Nokia zum Beispiel, mit auffällig großen Sensoren hohe Auflösungen und gute Bildqualität unter einen Hut zu bringen. Das Lumia 1020 sticht mit seinem knapp 60mm² großen Bildsensor und der Auflösung von 41 Megapixel aus der Masse heraus. HTC wagt beim HTC One das genaue Gegenteil und versucht, mit 4 Megapixel auf etwa 20mm² verteilt zu beeindrucken. Doch hinter beiden Konzepten steht ein zum einen unausgewogenes Verhältnis von Objektiv und Sensor und zum anderen ein zu stark ausgeprägter Hang ins Extreme. Eine Kombination aus beidem, einem überdurchschnittlich großem Sensor um die 50mm² und einer durchschnittlichen Auflösung zwischen 8 und 12 Megapixel hätte in Verbindung mit einem gut gearbeiteten Objektiv die größte Chance, durch herausragende Bildqualität bei Fotos sowie lebhaften Videos zu begeistern.
Apple könnte diesen ausgewogenen Weg zur bestmöglichen Bildqualität einschlagen, oder einen komplett anderen, den noch niemand zuvor gegangen ist. Das Potenzial der Smartphones ist groß und viele Techniken, die man in hochwertigen Foto- sowie Videokameras findet, würden eine echte Bereicherung für das iPhone darstellen, wenn man sie einarbeiten würde.
So könnte beispielsweise die Fotografie im RAW Format, oder das Filmen in Apples eigenem ProRes Video Codec die Qualität und den gestalterischen Freiraum des Smartphones drastisch verbessern. Auch andersartige Sensorkonzepte, wie der Foveon Sensor von Sigma oder komplett andere Methoden zur Aufnahme digitaler Bilder, wie beispielsweise die Lytro Lichtfeldkamera sie verwendet, wären bemerkenswerte Innovationen, wenngleich sie sich derzeit wohl kaum für den Einsatz in Smartphones eignen.
[Teil 2 folgt in Kürze]