Ich habe das iPhone 11 Pro nun seit knapp 30 Stunden in meinem Besitz und habe gestern den Nachmittag und den Abend damit verbracht, mit den beiden Geräten durch Wien zu irren, um verschiedenste Fotovergleiche anzustellen. Meine Ergebnisse lest ihr nun hier. Viel Spaß beim Kameravergleich zwischen dem iPhone X und iPhone 11 Pro.
Bedingungen
- Die Fotos der beiden Geräte stammen zu 100% von der Apple Kamera App, die ausgeliefert wurde.
- Sie wurden weder vorher durch manuelle Anpassungen der Belichtung, noch anschließend per Fotoprogramm bearbeitet. Einzig die Automatik kam zum einsatz.
- Zwischen dem X und dem 11 Pro liegt ja noch das iPhone Xs. Alle Verbesserungen sind dem 11er also nicht zuzuschreiben. Doch wir schauen einmal, was sich in zwei Jahren iPhone Kamera so alles getan hat.
- Man kann mit Drittanbieterfotoapps vermutlich teils noch mehr aus dem iPhone X herausholen. Dennoch stellt sich nun ein Vergleich der beiden Smartphonekameras über die iOS App am relevantesten für die meisten iPhone User dar.
- Die Unterschiede sind oft am Smartphone oder in der App nicht erkennbar. Ich habe euch deshalb die knapp 30 Fotos in voller Auflösung über Dropbox bereitgestellt. Hier der Link dazu!
Allgemeine Erkenntnisse: Dateigröße, Kameraapp
Die Fotodateien des iPhone 11 Pro sind bei den gleichen Motiv deutlich größer. Bilder mit der normalen Linse sind oft 20-25% größer. Bei Bildern mit der Telekamera sind es um die 20%. Manche Fotos des iPhone 11 Pro kommen an die 5 MB Grenze ran. Das ist schon ziemlich groß.
Die Kameraapp auf dem iPhone 11 Pro ist zunächst gewöhnungsbedürftig, da sie mit quasi ständig Vollbild anzeigt. Rechts und links neben dem Bild wird der Bereich sichtbar, der mit der Weitwinkelkamera noch eingefangen werden könnte. Das wirkt am Anfang ziemlich nervig, da man das eigentliche Bild schlechter abschätzen kann. Mit der Zeit gewöhnt man sich aber dran und hat eher das Gefühl, eine umfassendere Kamera in der Hand zu halten. Dennoch finden sich noch einige Bugs in der iPhone 11 Pro Kamera App. Schwarze Bild, Ruckeln beim Umschalten, Verzögerte Bilder? Alles leider noch Alltag. Das ist verdammt schade und muss DRINGEND mit iOS 13.1 verschwinden!
Runde 1: Licht, Schatten, weiße Strukturen, Zoomlinse
In unserer ersten Runde müssen sich die beiden Kameras einer recht schwierigen Situation stellen. Mit der Telelinse wird durch eine grüne Wiese mit Schatten von einem Strauch durchgeschossen. Am Ende sehen wir eine weiße Skulptur. Hier den richtigen Mix aus Belichtung und Farben hinzubekommen, ist gar nicht so einfach. Das iPhone 11 Pro schießt das mit der neuen f2.0 Blende, das X muss mit f2.4 auskommen. Ihr findet die genauen Angaben immer in der Beschriftung.
Wir sehen beim iPhone 11 Pro nicht nur die schöneren Grüntöne, sondern auch viel mehr Details im Gras und in den Sträuchern. Zudem wird die weiße Skulptur gut sichtbar dargestellt, während sie beim iPhone X Foto vollkommen überbelichtet ist. Die Gebäudestruktur gelang beiden Kameras sehr gut, obwohl das iPhone 11 Pro nochmals eine Ecke schärfer aussieht.
Runde 2: Licht, Schatten, normale Linse
Die knalligeren Farben und der Drift ins rötliche und gelbliche sieht man auf folgendem Bild auch sehr gut. Das iPhone X tendiert eher zu kälteren Farben, das iPhone 11 Pro (Tendenz auch schon beim Xs da) eher zu wärmeren. Mir persönlich gefallen die 11er Fotos viel besser, da sie dennoch nicht unrealistisch aussehen wie manch ein Android Kollege. Ebenso sichtbar: Der bessere Umgang mit Schatten und Kontrast:
Runde 3: In Gebäude, natürliche und künstliche Lichtquellen
Unsere zweite Runde findet in der Aule der Uni Wien statt. Viele künstliche Lichtquellen und dann noch volles Rohr Sonne durchs Fenster. Das iPhone 11 Pro schlägt das X auch hier haushoch. Mit kaum überbelichteten Lampen, viel mehr Details in den Treppen, keine zu großen Schatten und einem allgemein stimmigeren und helleren Bild:
Runde 4: Draußen, Schnappschuss
Die dritte Runde zeigt nochmals deutlich, wie das iPhone 11 Pro Details und Strukturen in der Ferne besser einfangen kann. Auf den ersten Blick scheint das iPhone X Foto ebenbürtig. Doch bei genauerem Hinsehen fallen Strukturen an den Gebäudefassaden auf, die das iPhone X gar nicht erst erfassen konnte. Zudem verliert sich das iPhone X bei den Details in den Pferden, die unten im Schatten stehen. Das 11 Pro stellt diesen Kontrast problemlos dar.
Runde 5: Nur ein Teilnehmer, die Weitwinkelkamera
Die neue Weitwinkelkamera ist schon eine coole Spielerei. Sie benötigt zwar viel Licht und hat einen fixen Fokus, was sie in der Anwendung natürlich etwas beschränkt. Doch bei Tageslicht kann man damit wirklich tolle Bilder machen. Hier das Burgtheater in Wien mit allen drei Linsen vom exakt selben Standpunkt mit dem iPhone 11 Pro aufgenommen:
Ehrlich gesagt finde ich die Weitwinkel Kamera deutlich sinnvoller als die Zoomlinse. Am besten sind natürlich alle drei, doch Apple macht beim 11er schon alles richtig, dass dort eine Weitwinkel als zweite Linse drinnen steckt. Man kann eben meist viel einfacher ein paar Schritte näher an Dinge rangehen, als diese zurückgehen.
Hier noch einige coole Shots, die zeigen, welche Perspektiven die Weitwinkellinse doch ermöglichen kann:
Runde 6: Porträt Modus und Makroaufnahmen
Zuerst die beiden Makroaufnahmen. Diese waren auf dem iPhone X schon verdammt gut. Einzig bei Gegenlicht und schlechterem Licht sieht man wirkliche Unterschiede zum iPhone 11 Pro.
Ich konnte den Porträtmodus leider nur flüchtig testen, da mir mutige Personen fehlten. Wenn jemand aus Wien Umgebung Lust hat?! 😉 Dennoch sehen wir auch bei dem Apfel gerade bei Gegenlicht eine deutlich bessere Erkennung der Kanten und was den Hintergrund anbelangt (siehe Tischkante zb.) Ein besseres Handling des Gegenlichts und allgemein ein stimmigeres Bild dank der 2.0 Blende fallen auch auf.
Runde 7: Am Abend, drinnen, künstliches Licht
Wenn es dann wirklich dunkler wird, punktet das iPhone 11 Pro aber nicht nur mit dem Nachtmodus. Folgende Bilder wurden ohne Night Mode gemacht! Die Farben, die Belichtung und vor allem die Schärfe sind kein Vergleich zum X:
Runde 8: Abend, Nacht, Draußen, Nightmode
Drehen wir nochmals einige Minuten an der Uhr und stellen uns eine gerade unter gegangene Sonne vor. Etwas Licht ist noch da, aber nicht viel. Der Night Mode kickt zum ersten Mal automatisch. Der Unterschied ist natürlich gewaltig. Hier einige Nightmode Bilder des iPhone 11 Pro, verglichen mit dem iPhone X.
Mal kurz noch einige Worte zum Nachtmodus an sich: Ja, er sieht extrem beeindruckend aus und kann selbst bei fast stockdunklen Umgebungen dank einer Langzeitbelichtungen von bis zu 10 Sekunden noch wirklich brauchbare Bilder hinzaubern. Diese werden dann farblich so abgestimmt, dass man auch noch erkennt, dass es Abend oder Nacht ist. Meistens zumindest. Teilweise übertreibt der Modus auch oder schafft es nicht, natürlich zu wirken.
Das erste und zweite Beispiel ist hier richtig beeindruckend. Das dritte (wo es auch mit Abstand am dunkelsten war, nämlich fast komplett) ist zwar in der Hinsicht beeindruckend, dass das 11er ein so helles Bild machen kann, doch es sieht natürlich mehr nach Tag aus.
Doch hier noch ein absolut beeindruckendes Nightmode Bild: Das iPhone X erkennt beinahe nichts mehr, und das iPhone 11 Pro so gut wie alles und bleibt dabei super natürlich und realistisch:
Runde 9: Auffälligkeiten in der Nacht
Zum einen fällt auf, dass die Weitwinkellinse nicht mehr zu gebrauchen ist. Die Fotos sehen auf dem Handy okay aus, auf großem Bildschirm dann total ohne jegliche Details:
Was jedoch der Nightmode teilweise für Details sowohl bei der normalen als auch der Zoomlinse einfangen kann, ist absolut beeindruckend. Hier nochmals ein Vergleich mit dem iPhone X. Gerade die Details und die Schärfe sind einfach überragend auf dem iPhone 11 Pro. Insgesamt ist der Nachtmodus mehr als gelungen. Schaut euch mal in folgendem Bild die Hausfassade, das Straßenschild und die Farben an. Auch die Schärfe bei den Reifen ist gut sichtbar.
Und zudem krass: Das war eine Belichtung mit 3 Sekunden. Hier wäre mit dem iPhone 11 Pro noch ein viel helleres Bild möglich gewesen. Doch die Automatik hatte hier bestimmt, auf maximal 3 Sekunden zuzulassen. Man kann also manuell zwischen aus, 1 sek, 2 sek und 3 sek auswählen. Jede Stufe von 1-10 ist theoretisch möglich und kann vom Nutzer bei jedem Shot eingestellt werden. Die Maximale nach oben bestimmt jedoch die Automatik, damit natürliche Bilder am Ende herauskommen.
Und noch ein Bild, bei dem die Schärfe und Details, nicht nur die allgemeine Helligkeit und Farben gut zum Ausdruck kommen. Schaut hier einmal auf die Straßenschilder, die Schriften und die Autos. Beim iPhone 11 Pro waren sogar die Nummerntafeln vor unserem Retuschieren einwandfrei ablesbar:
Fazit
Das iPhone 11 Pro setzt neue Massstäbe in der iPhone Fotografie. Endlich braucht man keine Drittherstellerapp mehr, um auch abends vernünftig zu fotografieren. Und der eingebaute Nachtmodus ist auf jeden Fall besser als alle Lösungen, die wir bisher kennen. Teilweise einfach unglaublich, was Apple da gebastelt hat.
Und auch bei Tageslicht wurden die Bilder durch die Bank schärfer, detailreicher und farblich ansehnlicher. Die Weitwinkellinse ist toll, wenn genügend Licht da ist. Die Zoomlinse endlich auch bei schlechterem Licht brauchbar. Irgendwie macht es viel mehr Spaß mit dem 11er zu fotografieren. Alleine, wenn man die Vorschau auf dem Display sieht und die netten Farben. Und beim Umschalten der drei Linsen hat man irgendwie das Gefühl, da müsste doch was aus dem Gehäuse rausfahren, wie bei den guten alten Digitalkameras mit optischem Zoom. Doch da bewegt sich nichts. Einfach beeindruckend.
Verbesserungspotential sehe ich vor allem bei einer lichtstärkeren Zoom- sowie Weitwinkellinse und der Kameraapp allgemein. Sie hat noch etliche Bugs und Fehler, stockt teilweise und ist zu langsam. Ebenso fehlen manuelle Einstellungen. Die Performance wird sich mit iOS 13.1 hoffentlich verbessern. Das andere sollte sich Apple zu Herzen nehmen.
In diesem Test steckt über ein Tag Arbeit, weshalb ich euch hier nochmals alle Fotos in voller Auflösung bereitgestellt habe: Hier der Link dazu! Es wäre ja schade, den Unterschied einzig auf dem kleinen App Display zu betrachten!
Wie sind eure ersten Eindrücke mit der iPhone 11 Kamera?