„Vorwürfe klingen nach einem Alptraum à la Hollywood“
Wer sich in den vergangenen Tagen ein wenig näher mit den Nachrichten (über den Apple Tellerrand hinaus) beschäftigt hat, wird vor allem auf ein ganz großes Thema getroffen sein. Der Spionageskandal der USA mit dem Operationsnamen „PRISM“ oder auch „US-98XN“. Im Großen und Ganzen geht es darum, dass amerikanische Behörden (unter anderem NSA) Millionen von Daten mit Hilfe der Microsoft, Yahoo, Apple, Google, Facebook und Co. Server ausgespäht hat. Ans Licht brachte diese Geschichte Edward Snowden. Anfangs hieß es, dass lediglich ausländische Menschen überwacht wurden und auch Barack Obama verteidigte das Projekt.
Seit 2007 habe die NSA mit dem Zugriff auf die Server der „Big Player“ Einsicht in Millionen von Emails, Videos, Internettelefonate, Chats, Fotos. Eben alles was so im World Wide Web hochgeladen wird. Aber das war noch nicht alles: Auch soll die NSA Zugriff auf Glasfaserkabel haben. Diese leiten die gesamten Daten des Internets durch die Ozeane. Oder schlicht und ergreifend: Eine Organisation aus Amerika überwacht das gesamte Internet und späht auch Menschen aus.
Klar dass Snowden nicht einfach weiter bei der NSA arbeiten konnte. Bevor er nach Hong Kong floh kopierte er noch wichtige Dokumente und setzte sich dann ab. Die New York Times berichtet, dass Edward Snowden Spionage und Diebstahl von Regierungseigentum vorgeworfen wird. Dass er sich nicht ewig vor der NSA verstecken kann, weiß Snowden auch: „Ich werde den Rest meines Lebens Angst haben!“. Zuletzt bot ihm ein isländischer Geschäftsmann von Wikileaks an, ihn im Privatjet nach Island zu befördern. In Island wollte er die Regierung dann um politisches Asyl bitten. Dass hat sich allerdings schon wieder geändert, denn vor wenigen Minuten ist die Nachricht eingegangen, dass sich Edward Snowden nach Moskau abgesetzt hat. Die „South China Morning Post“ will erfahren haben, dass Snowden die Maschine SU213 des Aeroflot-Fluges auf dem Weg nach Moskau sei und dort auch um 13:15 Ortszeit gelandet sei. Doch auch Moskau dürfte nicht sein letztes Land sein. Wie bereits oben angesprochen denkt er angeblich über weitere Länder wie Island oder Ecuador als Zuflucht nach.
Update: Gestern Abend wurde bekannt, dass Snowden (genau wie Julian Assange) in Ecuador Asyl beantragen will. Snowden wäre damit für die US-Behörden unerreichbar.
Doch wie schafft es so ein Projekt überhaupt durchgesetzt zu werden – schließlich gibt es ja auch Gesetze, die die Privatsphäre aller Menschen regeln soll. Dafür gibt es eine einfache, dafür aber umso geheimnisvollere Erklärung: Das Fisa (Foreign Intelligence Surveillance Court) Gericht. Hier werden die meisten Wünsche der Regierung einfach so genehmigt. Meistens reicht für eine Spähaktion schon ein „hinreichender Verdacht“. Das Gericht an sich ist aber auch schon reichlich geheimnisvoll. Keine Adresse, keine Einsicht, keine Öffentlichkeit und allem voran die Sicherheit: Zwei Millionen Dollar kostete der Gerichtssaal. Das Fisa-Gericht hat nur eine Aufgabe: Es kümmert sich um die Spähaktionen (egal ob elektronisch und telefonisch) der USA im Ausland.
Doch Prism war nur die Spitze des Eisbergs. Laut Snowden gibt es noch ein viel größeres Programm – und zwar aus Großbritannien. Laut des „Guardian“ ist das Projekt „Tempora“ noch viel größer als der „kleine Bruder“ Prism. Tempora ist im Prinzip das gleiche wie Prism, nur wird der amerikanische Bruder um ein vielfaches vom Britischen übertroffen. Der britische Nachrichtendienst soll angeblich, (heimlich) die zentralen Internetknotenpunkte angezapft haben (s. Grafik unten) um dann persönliche Informationen von dem Geheimdienst GCHQ analysieren zu lassen um diese anschließend der NSA zu schicken. Die Informationen stammen aus den Dokumenten die Edward Snowden kopiert vor seiner „Flucht kopiert hat“. Er will „das größte Überwachungsprogramm in der Geschichte der Menschheit“ aufdecken. Der britische Geheimdienst sei aber „schlimmer als die USA“. Interessant im Bezug auf Apple und Co: Die Unternehmen dürften nicht über dieses Projekt reden und beim Weigern würden sie zur Zusammenarbeit gezwungen. Die Macht von Tempora ist erschreckend. Ein Beispiel: Mit dem Zugang auf 200 Glasfaserkabel wurden täglich auch 600 Millionen „telefonische Ereignisse“ überwacht.
Eine anonyme Quelle betont jedoch noch einmal: Es gehe nur um die Punkte „Sicherheit, Terror, Organisiertes Verbrechen. Und wirtschaftliches Wohlergehen.“ Britische Datenschutz-Organisationen zeigten sich schockiert.
Interessanterweise ähnelt der Skandal einer Fernsehserie aus den USA. The Person of Interest nennt sich die Serie ganz im Stil von PRISM. In der Beschreibung steht:
(…) bilden das Team in dieser nachdenklich stimmenden Krimi-Action-Serie (…) zapfen die Datenbanken der amerikanischen Geheimdienste an.
Eine andere Beschreibung:
Im Auftrag der US-Regierung entwickelte Harold Finch nach dem 11. September eine Software, die Informationen aus allem möglichen Quellen sichten und querverbinden sollte, um so mögliche Bedrohungen für die USA frühzeitig zu finden.
Verblüffend ähnlich zu der Realität, nicht wahr? Aber das nur so am Rande.
Was sagt ihr zu Prism und Tempora? Findet ihr es in Ordnung, wenn andere eure Daten im großen Stil mitlesen?