Wir schreiben das Jahr 2009. Am ersten Oktober findet ein geheimes Telefonat zwischen Walter Shimoon und einem Unbekannten, zweiten statt. Die beiden sprechen über unveröffentlichte Quartalszahlen, dann lässt Shimoon die Bombe platzen: „Sie [Apple] haben einen Codennamen für etwas ganz Neues… Es ist… es ist total… es ist eine ganz neue Kategorie… es hat keine Kamera, habe ich herausgefunden. Also spekulierte ich, dass es womöglich etwas wie ein Reader sei… irgendwie so etwas. Lass mich dir sagen, es ist ein sehr geheimes Projekt… es läuft unter dem Codennamen „K48″. Das ist die interne Bezeichnung dafür. Du kannst von Apple gefeuert werden, wenn du K48 sagst.“
2010 ist das Jahr des iPad. Steve Jobs präsentierte der Weltöffentlichkeit am 27. Januar das „magische Gerät“. Doch bereits vorab sind Informationen ans Licht gekommen. Hauptveranwortlich für das Ganze war Walter Shimoon. Der ehemalige Flextronics-Manager (Flextronics war zu dem Zeitpunkt ein wichtiger Zulieferer für Apple) hat Informationen über das iPad (Codenname: „K48“) an Dritte weitergegeben. Das ist allerdings illegal. Im Dezember wurde Shimoon in New York angeklagt.
Doch von vorne: Gemeinsam mit einer Gruppe von anderen Managern aus dem Silicon Valley, soll Shimoon Geheimnisverrat begangen haben. Die Manager wurden über eine Firma namens Primary Global Research tätig. Dieses Unternehmen hat sich zum Ziel gemacht, Investoren und Experten aus der Industrie zusammenzuführen. So hätten Investoren und Analysten, „einen strategischen Vorteil, wenn sie eine Investitionsentscheidung treffen“. Shimoon hat so beispielsweise interne Absatzplanungen über das iPhone 4 verraten, für diese Leistung erhielt er mehr als 22,000 Dollar. So konnten Analysten an der Börse „sichere“ Wetten auf Aktien tätigen.
…coming out next year” with a new iPhone that’s “gonna have two cameras … It’ll be a neat phone because it’s gonna have a five-megapixel auto-focus camera and it will have a VGA forward-facing videoconferencing camera.
Der New Yorker Staatsanwalts Preet Bharara bezeichnete die Informationen als „weit über jede gesetzmäßige Informationsgewinnung“. Doch nicht nur Shimoon stand auf der Gehaltsliste von Primary Global Research. Daniel Devore hat angeblich Gehemnisse von Dell ausgeplaudert und dafür 145,750 Dollar eingenommen. Manosha Karunatilaka hat Planungen von TSMC verraten und dafür 35,000 Dollar kassiert.
Was Shimoon nicht wusste: Bei seinem Gespräch über „K48“ nahm das FBI die gesamte Konversation auf. Das Band wurde dann im Gericht als Beweisstück eingesetzt. Sein Versuch gegen Kaution auf freien Fuß zu kommen, scheiterte. Die Anklage (hier als PDF nachlesen) enthüllt übrigens (legal) zusätzliche Details über das Netzwerk von Insidern, Primary Global Research. Dort gibt es auch weitere Informationen zu ähnlichen Fällen.
Geheimhaltung ist ein äußerst wichtiges Instrument großer Konzerne, allen voran Apple. Kaum ein anderes Unternehmen ist (aus gutem Grund) so geheimnisvoll. Der Zeitpunkt von Informationsverbreitungen sind entscheidend für den Erfolg eines Produktes. Dies wird beispielsweise bei der Apple Watch, dem iPhone 4 oder auch allen anderen Produkten aus Cupertino deutlich.
Was haltet ihr von solchen Fällen des Geheimnisverrats?