Der ZDF Moderator Wolf-Christian Ulrich über das Fernsehen, Kreativität und Apple
Zu unserem dritten Interview aus der Reihe „Zu Gast bei Apfellike“ haben wir Wolf Christian Ulrich eingeladen, der als Moderator des Magazins log in und seiner eigenen Sendung Ulrich protestiert in Deutschland berühmt geworden ist.
Hi, Wolf Christian, für alle die dich noch nicht kennen…stelle dich doch am Besten mal kurz vor.
Wolf-Christian Ulrich…Moderator auf ZDFinfo…jede Woche Mittwoch Abend mit der crossmedialen gesellschaftspolitischen Talkshow „log in“. Natürlich mit meiner Dokureihe Ulrich protestiert – und immer mal wieder zum Frühstück im ZDF morgenmagazin.
Du bist beim Fernsehen tätig. Sag mal: „Quo Vadis….Wo steht das Fernsehen in der heutigen Zeit?“
In einer sehr spannenden Phase. Die Musikindustrie hatte einen schmerzhaften Prozess hin zur Digitalisierung. Die Verlage sind grade dabei – und die Fernsehsender sind dann als nächstes dran. Deshalb ist es ja so wichtig, dass wir mit Sendungen wie „log in“ zeigen können, wie das öffentlich-rechtliche Fernsehen den Kontakt zu den Netz-Usern nicht verliert.
Was ist für dich gutes Fernsehen oder noch genauer, was versuchst du um eine Sendung sehenswert zu machen?
Tolles Fernsehen muss begeistern: großartige Bilder und neue Perspektiven liefern, die unsere Zuschauerinnen und Zuschauer überraschen. Und in der politischen Berichterstattung müssen wir in einer immer schnelleren, vernetzteren Welt den Lauf der Dinge so erklären, dass ihn jeder im Alltag auch nachvollziehen und begreifen kann. Das ist wichtig, denn ohne gute Informationen funktioniert unsere Demokratie nicht mehr. Unsere Zuschauerinnen und Zuschauer müssen sich da auf uns verlassen können – vorbehaltlos.
Ich bin froh, wenn wir in einer Sendung dafür gesorgt haben, dass die Leute am Ende neue Perspektiven, Denkweisen und neue Ideen bekommen haben. Dass sie weiter über Themen nachdenken, und sich vielleicht danach engagieren. Diese Gesellschaft wird nicht besser, wenn wir gelangweilt und passiv zuhause abhängen und uns alles egal ist, was draußen passiert.
Welchen Effekt hat das Internet auf das Fernsehen?
Fernsehen ist jetzt schon jederzeit und überall abrufbar. Kommentieren ist längst Volkssport. Das Durchhaltevermögen bei komplexen Beiträgen wird sicher nicht länger. Zusätzliche Informationen als Ergänzung zum Programm werden immer wichtiger. Eine große Herausforderung das alles. Aber auch eine spannende Möglichkeiten!
Kommen wir zu deiner Sendung…“Ulrich protestiert“, du hast damals eine Sendung über den Mythos Apple gemacht. Klar es ist schon länger her, doch wie bist du damals Apple begegnet und zweitens hat es deine Sicht auf die Marke verändert ?
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Absolut! Die Faszination für das Produkt an sich teile ich nach wie vor mit vielen anderen. Aber der genauere Blick auf Herstellung, Vermarktung und aktuell auch auf den Datenschutz lässt denke ich nicht nur mich, sondern auch große Fans sehr skeptisch werden. Und: Bei aller Intuition der Geräte heutzutage: Mich nervt zuweilen, dass der Computer fast zuviel für mich denkt. Und dass manche Programme zuweilen so komplex werden, dass sie auf drei Jahre alten Geräten nur noch schwer laufen. Klar wollen die immer die neuesten Geräte verkaufen. Aber nachhaltiger ist das nicht grade.
Kommen wir noch zu einer weiteren Folge von Ulrich protestiert, was ist mit der „Ständigen Erreichbarkeit“. Hat die Folge vielleicht dein Leben verändert? Schaltest du das Handy jetzt öfters aus?
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Nein. Immer an. Das ist natürlich crazy. Aber ich habe einen neuen Klingelton, der nicht mehr gleich Vollalarm im System auslöst (hoffentlich). Die Pushfunktion bei den eMails habe ich direkt nach dem Film abgestellt und am Wochenende schaue ich konsequent nicht mehr in den „Arbeit“-Ordner. Ich hab im vergangenen Jahr ein ziemliches Programm hingelegt. In diesem Jahr werde ich mehr auf die Wochenenden achten. Irgendwann muss man seinen Speicher wieder aufladen.
Wie kreativ kann man eigentlich eine Sendung gestalten? Was für Freiräume hast du?
ZDFinfo gibt uns bei Ulrich protestiert zum Glück recht großen Freiraum. Natürlich kämpft man zuweilen um Details, aber die Produktionsfirma und ich sind sehr glücklich darüber, dass der Sender auf unsere Erzählweise vertraut. Das ist alles andere als selbstverständlich.
Wo siehst du dich und das Fernsehen in 10 Jahren ?
Ohje, soweit schaue ich grade gar nicht. Ich hab erstmal 2014 klar vor Augen. Und hoffe danach, dass meine persönliche Mischung aus einem crossmedialen Talk, öffentlich-rechtlichem Newsfernsehen, und spannenden, politischen Filmformaten auch in der Zukunft ein Publikum findet, das neue Abenteuer möglich macht.
Zum Abschluss würden wir noch gerne wissen, wie der Beruf des Moderators eigentlich so Tag für Tag abläuft?
Morgens Friseur, mittags Maske, Abends roter Teppich. Natürlich nicht. Sehr unspektakulär. Für log in: Viel lesen, viele Sitzungen, zuweilen Abends lange am Schreibtisch sitzen. Und hoffen, dass die eine Stunde Mittwochs 22:25, die wir da gemeinsam vorbereiten, am Ende auch wirklich gut wird. Und daneben: die anderen Sendungen nicht vergessen! Wenn wir Ulrich protestiert drehen, reise ich viel. Alles in allem: Ein großartiger Job.