Apples App Store ist Entwicklern und Regulierern schon lange ein Dorn im Auge: Nun beginnt ein weiterer viel beachteter Prozess zu dem Thema. Erneut wird die Quasi-Monopolstellung von Apple im eigenen Ökosystem Gegenstand einer Verhandlung sein.
In London beginnt am Montag ein Gerichtsprozess gegen Apple wegen angeblich wettbewerbswidriger Praktiken im App Store. Die Sammelklage wurde laut Zeitungsberichten von Dr. Rachael Kent, Akademikerin am King’s College London, eingereicht und fordert 1,5 Milliarden Pfund (1,9 Milliarden Dollar) Schadensersatz.
Dr. Kent wirft Apple vor, gegen britische und europäische Wettbewerbsregeln zu verstoßen, indem es iOS-Nutzer zwingt, Apps ausschließlich über den App Store herunterzuladen. Zudem erhebt Apple von Entwicklern Provisionen von bis zu 30 Prozent für App-Käufe und In-App-Transaktionen.
Klage im Namen von Millionen Entwicklern
Die Klage betrifft rund 19,6 Millionen britische iPhone- und iPad-Nutzer, die zwischen Oktober 2015 und November 2024 möglicherweise überhöhte Kosten für Apps und Käufe innerhalb der Apps getragen haben. Nach britischem Recht sind alle Betroffenen automatisch Teil der Klage, es sei denn, sie entscheiden sich aktiv dagegen.
Dr. Kent kritisiert, dass der App Store von einem „brillanten Tor“ zu einem „einzigen Tor“ für iOS-Apps geworden sei. Sie wirft Apple vor, als Monopolist zu agieren und den Zugang zu alternativen Plattformen mit besseren Konditionen zu blockieren.
Apple weist alle Vorwürfe zurück
Apple weist die Vorwürfe zurück und bezeichnet die Klage als „haltlos“. Das Unternehmen argumentiert, dass die Provisionssätze im App Store im Vergleich zu anderen digitalen Marktplätzen „sehr üblich“ seien. Zudem seien 85 Prozent der Apps kostenlos, und viele Entwickler qualifizierten sich für eine reduzierte Provision von 15 Prozent.
Der Prozess vor dem Competition Appeal Tribunal soll etwa sieben Wochen dauern und ist nur eine von mehreren rechtlichen Auseinandersetzungen, denen Apple wegen seiner App-Store-Praktiken weltweit gegenübersteht.
Zusätzlich sieht sich Apple einer weiteren britischen Klage über 785 Millionen Pfund im Zusammenhang mit Entwicklergebühren ausgesetzt. Außerdem wurde das Unternehmen kürzlich von der Europäischen Kommission mit einer Strafe von 500 Millionen Euro belegt, da es angeblich gegen digitale Wettbewerbsregeln im Bereich Musik-Streaming verstoßen hat.