Bereits zu Jahresbeginn überholte der App Store Hollywood in punkto Einnahmen. Mit 75 Prozent für einen Großteil der Umsätze verantwortlich sind Spiele-Apps, womit Deutschland hinter Großbritannien der größte Mobile-Gaming-Markt in Europa ist. Besonders umsatzstark waren laut Angaben des Bundesverbands interaktive Unterhaltungssoftware, Strategie- und Unterhaltungsspiele, die weltweit betrachtet allerdings nur etwa ein Viertel der Einnahmen ausmachen. Grund genug, ihre Vorzüge genauer unter die Lupe zu nehmen.
Eintauchen in historische Welten
Da durch die Versetzung in existenzielle Situationen Handlungen an Tiefgang gewinnen können, beziehen sich viele Strategiespiele auf zentrale geschichtliche Ereignisse oder Schlachten. Ob Altertum, Mittelalter, Erster oder Zweiter Weltkrieg oder Science-Fiction-Setting: Die Schauplätze und damit das zur Verfügung stehende Arsenal an Truppen und Waffen sind je nach Epoche unterschiedlich. Es existieren allerdings auch pazifistische Spiele wie die zahlreichen Iterationen von Sim City. Die Verflechtung von Historie und Strategie geht mittlerweile soweit, dass man Strategiespiele im Allgemeinen schon an Namensbestandteilen wie Empire oder Kingdom erkennen kann. Das gilt für Apps ebenso wie für Browsergames wie Goodgame Emprie, das man hier spielen kann und das einen eher humoristischen Vertreter des Genres darstellt.
Authentische Darstellung
Wie wesentlich die korrekte Darstellung geschichtlicher Einzelheiten für Strategiespiel-Fans sein kann, zeigt sich unter anderem im Sommer diesen Jahres: Nach einem Attentat in Charleston im Staat South Carolina wurden einige Apps wie Ultimate General: Gettysburg sowie Hunted Crow, die den amerikanischen Bürgerkrieg behandeln, zeitweise aus dem App Store entfernt. Begründung: Sie zeigten die Südstaatenflagge und förderten damit symbolisch Rassismus. Nach Protesten sowie der Weigerung der Entwickler, die Flagge zu verändern und die Spiele damit historisch zu verfälschen, veröffentlichte Apple eine neue Richtlinie, dass solche Symbole nur im geschichtlichen Kontext oder zur Vermittlung von Bildungsinhalten vorkommen dürfen.
Training für Denkprozesse
Nicht zuletzt entscheidend für die Popularität von Strategiespielen sind die zugrundeliegenden Spielprinzipien. Im Allgemeinen unterscheidet man zwischen rundenbasierten Strategiespielen und Echtzeit-Strategiespielen. Aufgrund des schnelleren Spielflusses sind Echtzeitstrategiespiele verbreiteter, allerdings gibt es auch erfolgreiche rundenbasierte Games wie Sid Meier’s Starships. Immer häufiger anzutreffen sind sogenannte Tower-Defense-Games, die zu den Echtzeit-Strategiespielen gezählt werden. Das Ziel ist es, Verteidigungsanlagen auf einer Karte zu platzieren, um unterschiedlich starke Gegner daran zu hindern, in das eigene Gebiet einzudringen. Durch die Notwendigkeit, im Wettstreit mit anderen Spielern oder dem Computer Raffinesse und Weitblick zu beweisen, kann man spielerisch seine taktischen Fähigkeiten schulen. Und – glaubt man einer Studie der britischen „Queen Mary University of London“ und der US-amerikanischen „University of Texas at Austin“– auch seine kognitive Flexibilität verbessern.
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