Da sitzen sie also. Überall. Überall wischen sie in ihren Handflächen rum, tippen mit Daumen und Zeigefinger gegen Glas und fummeln kleine Plastikstecker in Buchsen und eigene Ohren. Agieren mit zweitem Ich auf virtuellen Bühnen. Der „homo digitalus“ ist inzwischen überall anzutreffen. Und das obwohl er in einem völlig verschiedenen Land lebt.
Bei seiner Geburt wusste man noch keinen Namen für ihn. Wusste nicht, was ein Smartphone, Social Media oder Siri ist. Ein fremdartiges Land tat sich auf und die ersten Leute immigrierten. Da war diese neue Hauptstadt „Computer“. Mit all den unbekannten Möglichkeiten: Post ohne Postbote verschicken; lernen ohne Blick ins Lexikon; suchen ohne Gang zur Bibliothek. Vielen gefiel diese Stadt und verweilten dort. So kam es auch, dass die nächste Generation direkt dort aufwuchs – die ersten Ureinwohner des Landes. Sie bekamen Maus und Tastatur mit in die Wiege gelegt. Und dachten daran, dass ringsum die Hauptstadt, ein riesiges Land lag, welches nie zuvor betreten worden war. Machten sich also auf in andere Regionen und entdeckten die „Blog-Gegend“, Google im „Suchmaschinen-Areal“, trafen auf die Wikipedia in der „Lexikon-Landschaft“ und Facebook, Twitter sowie Instagram im Pott des Social Media. Alles über das sehr gut ausgebaute Netz erreichbar. Natürlich folgten viele aus der Hauptstadt und waren begeistert. Andere wiederum betraten nicht einmal das neue Land und konnten der Lobhudelei nichts abgewinnen.
Natürlich ist es für die Eingeborenen leichter, sich sicher in ihrem Gebiet zu bewegen. Sie mussten schließlich auch niemals die Hürden überwinden, die vor dem Land aufgestellt sind. Manche stolpern schon über das erste Hindernis, da schlichtweg die Technik fehlt. Andere wollen auch überhaupt nicht springen, weil sie kein Verständnis aufbringen können. Ein Großteil möchte aber diese Hürden nehmen, schafft es aber aus den unterschiedlichsten Gründen nicht. Und dort liegt die Aufgabe der Eingeborenen: Hürden umstoßen, sie an die Hand nehmen und ihnen dieses riesige Land zeigen. Das Alter ist deshalb keine Voraussetzung, kein Ausschlusskriterium, um Einwohner oder Tourist des Landes zu sein. Vielmehr hängt es mit der Reiselust und dem Forscherdrang des jeweiligen zusammen. Jedem sollten die Möglichkeiten gezeigt werden, sodass jeder Mensch die Chance hat, das Land mitzugestalten. Dann ist es auch egal, ob jemand nur im „Videospiel-Viertel“ oder in der „e- Mail-Ecke“ bleibt.
Das Verhalten der Einwohner ist zweifelsohne ein anderes als das ihrer Eltern. Sie lernen mit Musik oder Fernsehen im Hintergrund, schreiben ihrem Gegenüber eine SMS und starren alle paar Minuten auf ihr Handy. Es ist eben ein anderes Land mit anderen Gewohnheiten. Dabei darf man nie vergessen, dass es auch andere Länder gibt und man seinen eigenen Entdeckungstrieb trotz aller blinkenden Bildschirme nicht übersieht. Es soll beispielsweise Länder geben, in dem man e-Mails ausdruckt und mit nur einem Finger Nachrichten tippt …