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#Bendgate: Über einen inszenierten Skandal

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#Bendgate: Über einen inszenierten Skandal
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Derzeit macht vor allem ein Thema in den (Technik-) Medien die Runde: #bendgate. Darunter versteht man verbogene Smartphones oder sonstige Hightech-Geräte. Vor allem Apple muss aktuell eine Menge Spott ernten. Dafür, dass man das iPhone 6 Plus verbiegen kann – scheinbar spielend leicht. Scheinbar nur beim iPhone. Und scheinbar millionenfach. In den folgenden Zeilen werden wir euch erläutern, warum #bendgate ein inszenierter Skandal ist – und warum er so erfolgreich ist.

Wie alles begann…

Begonnen hat alles mit einem Video von YouTube-User Unbox Therapy. Das Video, welches aktuell schon mehr als 33 Millionen (!) Mal geklickt wurde, demonstriert eindrucksvoll, wie leicht das iPhone 6 Plus verbiegen lässt. Mittlerweile hat schon so ziemlich jede große Nachrichtenseite im Internet über die Vorfälle berichtet. Auch in den sozialen Netzwerken liest man #bendgate in diesen Tagen beinahe überall. Warum kann sich das iPhone 6 Plus so leicht verbiegen? Warum wird dieses Thema so enorm in den Medien gepusht? Was hat es mit #bendgate wirklich auf sich?

Wenn man das iPhone verbiegt, verbiegt sich das iPhone.

Anfangen wollen wir bei dem Gerät selbst. Das iPhone 6 Plus ist groß. Um genau zu sein: Es misst 158,1 Millimeter in der Höhe und 77,8 Millimeter in der Breite. Und: Das Gehäuse ist (fast) komplett aus Aluminium. Ein Vergleichsbeispiel: Nehmen wir uns einen Zettel und falten ihn – so oft wir können. Irgendwann aber geht es nicht mehr. Dann ist eine Grenze erreicht, denn das Papier verfügt nun über mehrere Schichten. Es ist stabil und kompakt. Die Aluminium-Fläche beim iPhone hingegen ist groß und ziemlich dünn. Dass sich das iPhone 6 Plus verbiegt, liegt daran, dass er will, dass es sich verbiegt. Nicht ohne Grund, deklariert Wikipedia Aluminium als eines der weichsten und biegsamsten Metalle der Welt.

Darüber hinaus verfügt das iPhone 6 (Plus) auch nicht über ein sogenanntes Magnesium Chassis, welches bei manchen (siehe auch weiter unten) Smartphones für mehr Stabilität sorgt. Und seien wir mal ehrlich: Wer sitzt so „unbeschreiblich“, dass sich sein iPhone 6 Plus in der Hosentasche verbiegt (#ExtremeSitting)?

The three-point bend test: If you look closely, you can see the phone is actually bent. After the weight was lifted, however, the phone returned to its normal form factor.

An den Fingern abgezählt

Man könnte jetzt denken, dass von diesem Problem millionenfach Kunden betroffen sind – immerhin weht ein ziemlich starker, medialer Wind. Schauen wir uns mal an, was Apple (via WSJ) zu der ganzen Problematik sagt:

Since going on sale Friday, Apple said only nine customers have contacted the company about a bent iPhone 6 Plus—the larger and more expensive of its two new iPhones.

Gesehen? Neun (das kann ich an meinen Fingern abzählen). Neun Geräte haben offiziell dieses Problem. Klar, die Dunkelziffer ist höher, jedoch zeugt das schon von der Relation Mediale Aufmerksamkeit zu Anzahl der Fälle.

Darüber hinaus hat Cupertino Vertreter von The Verge und Re/Code auf das eigene Gelände (!) eingeladen, um vorzuführen, wie intensiv Apple das Verbiegen der Geräte testet. Dort werden Devices 24 Stunden am Tag gebogen, nicht verbogen. Dan Riccio (SVP für Hardware bei Apple) demonstrierte den Einsatz von vielen Maschinen, die mittlerweile 30,000 iPhones in Bezug auf den Grad des Verbiegens in allen realistischen Lebenssituationen getestet haben. Das ist mehr, als jemals zuvor bei einer Geräte-Generation.

ZUM VIDEO

#Déjàvu

Abgesehen von den (lächerlichen) Werbemaßnahmen, die Samsung Mobile (aber auch andere Unternehmen 12, 3) im Zuge von #bendgate auf Twitter ergriffen hat („Curved. Not bent. #GALAXYNoteEdge“), sollte dem ein oder anderen diese ganze Thematik auch irgendwoher bekannt vorkommen. Vom iPhone 5 und iPhone 5S mögen manche sagen. Ja, das Problem(chen) gab es da auch schon, doch auch beim Samsung Galaxy S4, Sony Xperia Z1, Lumia 925, BlackBerry Q10, HTC Evo und Oppo Find. Doch warum hat darüber keiner berichtet? Gute Frage, ein Auszug aus einem älteren Kommentar auf Apfellike:

Geld regiert die Welt. Bei Google regieren Rankings die Klickzahlen. Klickzahlen aka Werbeeinnahmen. Und gute Rankings erzielt man (unter anderem) durch das Benutzen von relevanten Suchbegriffen. Zu solchen Begriffen zählt unter anderem “Apple”. Denn “Apple” wird mittlerweile fast so gut geklickt wie “Sex”. Da macht es klarerweise Sinn solche Wörter in die Headline einzubauen. Oder, nein und in den Text. Und am besten so viele wie nur möglich. Das  journalistische Neutralitätsgebot… – pssst!

Zugegeben, Apple steht bei dieser News besonders im Fokus, das steht auch im Bericht so. Allerdings kann es nicht sein, dass die Massenmedien Apple als den schlechten Konzern in jedem Bericht darstellen, der für alle schlechten Zustände in asiatischen Fabriken verantwortlich ist. Ich will damit nicht sagen, dass Apple hier der lupenreine Samariter ist, auf dem alle immer rumhacken. Im Gegenteil, vor allem Apple kann mit der medialen Aufmerksamkeit und Präsenz viel anfangen (was man ja offiziell auch tut. Ob PR oder gezwungenermaßen sei mal dahingestellt, in erster Linie geht es überhaupt darum die Initiative zu ergreifen. Und davon ist bei der Konkurrenz nichts zu sehen). Man muss jedoch auch die Hintergründe erwähnen, die anderen, die ebenfalls eine Mitschuld an den dortigen Zuständen tragen.

Zurück zum Thema: Es kann nicht sein, dass die Medien immer Apple als den einzigen Foxconn-Lieferanten darstellen. Denn Foxconn ist schlecht, die Arbeitskonditionen usw. absolut unmenschlich. Das braucht man gar nicht viel zu diskutieren. Und hier kommt auch schon der sogenannte “Halo-Effekt” zum Einsatz. Diesen werden wir bei Inside the Apple noch genauer analysieren, daher hier eine kurze Erklärung: Dabei wird eine Eigenschaft von einer Person (…) auf eine andere übertragen. Bei Apple sind es zum Beispiel die Nutzer. Indem sie moderne, coole… Produkte benutzen, überträgt sich diese Eigenschaft auf die User. Selbes Prinzip gilt bei Apple und Foxconn. Nur halt im negativen Sinne.

Lange Rede, kurzer Sinn: Apple wird hier (mal wieder) als Sündenbock benutzt, um Geld zu scheffeln. Stempelt mich als Apple-Fanboy ab, an den Tatsachen ändern, tut dies allerdings nichts.

Die andere Seite

Okay, okay. Apple oder das iPhone 6 Plus hier als unschuldigstes Lamm der Welt zu präsentieren, wäre falsch. Natürlich könnte man von einem so teuren Gerät mehr erwarten. Allerdings kann Apple auch keine Wunder bewirken. Aluminium sieht gut aus und lässt sich (verhältnismäßig) leicht verbiegen. Punkt. Und eigentlich wären wir schon fast wieder beim Punkt #Déjàvu.

Was Apple (im Gegensatz zu anderen) macht, ist um sich das Problem kümmern. Ein offizielles Austausch-Programm gibt es zwar nicht, jedoch wurde gemäß den Kollegen von 9to5mac eine Stellenausschreibung online gestellt, die nach einem Experten für Fehleranalyse, Metallverarbeitung und mehr in der Qualitätssicherung des iPhone verlangt.

Was genau hat das iPhone 6 Plus jetzt für ein Problem?

Gute Frage, meine Antwort ist klar: Keines. Zumindest kein realistisches, welches in Verbindung mit #bendgate steht. Viel mehr handelt es sich bei der ganzen Sache um ein sehr seltenes, beziehungsweise inszeniertes Problem, welches von den Massenmedien nochmals verbogen wird. Oder mit anderen Worten:

#Bendgate zeigt wieder einmal, dass Leute nicht selber Recherchieren sondern jeden Mist glauben. Ein perfektes Beispiel für die menschliche Verblödung. Getreu nach dem Motto: „Wer nichts weiß, wird alles glauben“.

Was ist eure Meinung zu #bendgate?

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