Der App Store. Eines der Argumente für iOS und gegen Android. Wirklich? Nein, viel mehr sind die einzelnen Anwendungen ein Kaufgrund, der Store an sich wohl kaum. Warum und wie man ihn verbessern könnte, klären wir anhand von fünf Beispielen in diesem Artikel.
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Bezahlmodell
Das Bezahlmodell im iOS App Store wurde bereits hier unter die Mangel genommen und auch zahlreiche Entwickler (u.a. Realmac Software) haben die Folgen des „Alle-Updates-sing-kostenlos“ Systems schon zu spüren bekommen. Generell tendiert alles zu kostenlosen Apps. GTA: San Andreas, XCOM Enemy Unknown oder Monument Valley gehören da zu den letzten ihrer Art: Keine Werbung, keine In-App Purchases. Statt für neue Sektionen für den Muttertag oder Indie-Spiele zu erstellen, sollte Apple stattdessen die Apps sammeln, welche nicht auf solche Modelle setzen.
Aber egal, hier geht es eher um das Bezahlmodell für Updates. Viele Entwickler dürften das kennen: Version 1 der App soll eingestellt werden und Version 2 mit einem neuen UI, neuen Features (…) daherkommen. Aber für Geld. Um also von V1 auf V2 aktualisieren zu können, muss der User (erneut) Geld bezahlen und kann nicht wie gewohnt den App Store automatisch die Updates machen lassen. Was nicht heißt, dass das Vorgehen der Entwickler falsch ist. Die neue Version hat viel Arbeit, Zeit und Geld gekostet. Dafür will man klarerweise auch etwas haben. Das Problem: Die Nutzer wollen nichts geben.
Was Apple wohl auch (und immer noch) dazu veranlasst, alle Updates im Store gratis anzubieten. Verständlich, das ist viel bequemer für den User, sorgt aber auch gleichzeitig dafür, dass man immer weiter Richtung In-App gelangt. Immer weniger Kunden wollen Geld (und dabei beläuft es sich doch nur auf wenige Cents!) für ein Stück Software ausgeben.
Aber solange die Nutzer diese Richtung bestimmen, wird auch Apple nichts tun (können). Ich selber kenne fast niemanden (bezieht sich auf die Otto-Normal-User) der für Apps heute noch Geld ausgeben mag (siehe auch den Umsatz, den Gameloft generiert durch In-App). Entwickler müssen in absehbarer Zeit auch noch den umständlichen Weg über neue Applikationen für große Updates gehen. Ob dieser Weg dann aber auch wirklich so erfolgsversprechend ist, ist eine andere Frage. In diesem Zusammenhang auch empfehlenswert, ist der Kommentar von Flo Schimanke zu einer ähnlichen Thematik: Kommentar: Die Spielekategorie des AppStore als Müllhalde.
Generell bekommt man das Gefühl, immer mehr „Billig-Ware“ gelangt in den Store. Eine Lösung: Ähnlich wie Google, schmeißt Apple jegliche unbrauchbare Software an einem Tag des Jahres aus dem Store.Doch zurück zum Bezahlmodell:
Wie bereits in einem anderen Artikel erwähnt, schlägt Brent Caswell drei andere Modelle vor:
Aber nicht nur die User kann man für ihr Verhalten kritisieren. Auch Apple kann sich bei diesem Thema nicht komplett unschuldig fühlen. Neben dem eben erwähnten Bewertungssystem, wird auch das Bezahlmodell von vielen kritisch betrachtet. Denn aktuell (und dabei wird es aller Voraussicht auch bleiben) ist es Entwicklern nicht gestattet (bzw. garnicht möglich), kostenpflichtige Updates einzureichen. Jedes Update für eine Applikation ist kostenlos. Diesen Weg zieht Apple konsequent durch – auch mit den eigenen Apps und dem eigenen OS. Denn seit iOS 7 installiert der App Store neue Updates (standardmäßig) automatisch.
Doch viele Entwickler empfangen dieses System nicht gerade mit offenen Armen. Die Konsequenz: Will ein Entwickler seine App aktualisieren aber dafür auch Geld bekommen (und das nicht durch In-App oder Werbung), so muss er die aktuelle, bzw. inzwischen alte Version aus dem Store nehmen und die neue, kostenpflichte Aktualisierung in Form einer neuen App in den Store bringen. Durchaus umständlich – aber Apple wird diesen Weg beibehalten. Es (also die kostenlosen Updates) sind schlichtweg die bequemste Methode für den User – und das kennzeichnet Apple auch.
Brent Caswellhat sich diesem anhaltenden Problem gewidmet und versucht eine Lösung zu finden. Dabei unterteilt er in drei Kategorien: The Box Model, The Subscription Model und The Access to Updates Model.
Das Box Model ist im Prinzip das von Apple: Einmal bezahlen und dann nie wieder. Das Subscription Model findet sich bei Microsoft’s Office. Der Kunde bezahlt jeden Monat für die Software – wenn dem nicht mehr so ist, verliert der Kunde den zugriff auf die Software.
Caswell’s favorisiertes Modell ist ein Hybrid aus den beiden anderen: Der Kunde bezahlt, bekommt eine Update Garantie für beispielsweise 12 Monate, läuft dieses Periode ab kann er sich entscheiden ob er diesen Service auch weiterhin in Anspruch nehmen möchte. Er kann allerdings auch ein Paket buchen, welches im mehr als 12 Monate Update-Garantie beschert. Ähnlich wie es bereits beim iCloud Backup Speicher der Fall ist.
Ich bevorzuge immer noch das erste Modell á la Cupertino. Es ist wie gesagt das einfachste (für den Kunden). Dass Microsoft’s Weg alles andere als Erfolgsversprechend ist, versteht sich von selber. Wobei auch gesagt sei, dass man mit Office 365 eher Business Kunden anspricht. Es ist also davon auszugehen, dass bei dieser Zielgruppe das Bezahlmodell eher nebensächlich ist.
Eine wirklich realistische Lösung, bzw. ein 180-Drehung ist in meinen Augen (in absehbarer Zeit) nicht möglich. Dafür ist die Mehrheit der der Kunden einfach zu vernarrt (Geiz ist geil! schwebt mir da unweigerlich im Kopf rum). Das ist es aber eben nicht. Wer alles haben will, aber nicht bereit ist dafür selber etwas zu geben, wird sich am Ende selber anschauen und sich fragen müssen: Ist das dir richtige Art?
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Mehr Informationen für Entwickler
Apropos Entwickler: Auch die Schöpfer der ganzen Software und verantwortlich für einen Umsatz von 10 Milliarden US-Dollar in 2013, wünschen sich Verbesserungen. Neben einigen Punkten, auf die wir gleich noch einmal näher zu sprechen kommen, erwähnt der Entwickler Rishit auf seinem Blog auch noch die Problematik mit folgenden Punkten:
- Antwortmöglichkeit auf Rezensionen
- Mehr Analysemöglichkeiten – Woher kommen die Nutzer meiner App? Welche Keywords nutzen die User um auf meine App aufmerksam zu werden?
- Mehr Statistiken, überhaupt mehr Informationen – Auf welchen Geräten wird meine App genutzt? Wieviele User haben die App wieder gelöscht?
- Abonnements und Probezeiten für Apps
Vor allem die „Probezeiten“ für Apps, könnten den Boom von In-App-Spielen ) vorzeitig, bzw. teilweise stoppen. Doch ob sich Apple auch nur einem einzigen Punkt dieser Liste in diesem Jahr widmen wird, ist äußerst fraglich.
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Suche
Auch auf der Liste von Rishit steht eine Verbesserung der App Store Suche. Diese ist spürbar auf das Minimum begrenzt. Man sucht eine App, gibt deren Namen in die Suche ein und lädt die App. Zusätzlich gibt es noch „Kategorien“, in denen die populärsten Apps zu finden sind. Doch insbesondere kleine Entwickler haben es hier denkbar schwer.
Das Apple Bemühungen zeigt die Suche zu verbessern, deutet sich an. Aber reicht das? Schwierig zu sagen, weitere Verbesserungen wären jedenfalls wünschenswert. Die Suchergebnisse beispielsweise nach Bewertungen, Download-Zahlen oder Zeit zu sortieren sind nur einige Gedanken.
Doch was nützen einem gute Applikationen, wenn diese nicht auffindbar sind?
Genau, garnichts. Überhaupt habe ich das Gefühl, dass der Nutzer nicht fähig ist, auch nur einen Bruchteil der verfügbaren Apps, zu laden (Stichwort: Appsplosion). Und die meisten beschränken sich wohl auch nur auf Facebook, Whatsapp und Spotify. Und Clash of Clans. (Aus der Sicht eines Hobby-Entwicklers stimmt mich die Entwicklung des AppStore aber insgesamt eher traurig.)
Auch eine Suche außerhalb von iOS und iTunes wäre nett. Und damit meine ich nicht, dass iOS Apps jetzt vie Google gefunden werden können, wie es aktuell der Fall ist.
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Layout für einzelne Apps
Auch bei der Ansicht einzelner Apps sollte Apple nachlegen. Auch aus Designerkreisen gibt es Verbesserungsvorschläge. Links lassen sich noch immer nicht aus der Beschreibung aus öffnen, eingebettete Trailer in Videoform sind selten. Erste richtige Schritte erkennt man bei der neulich erschienenen Hearthstone App für iPad.
Alex Olma: iOS wächst und gedeiht durch grandiose App-Store-Software. Drittanbieter-Apps erscheinen nicht umsonst zuerst für iOS. Das App-Store-Schaufenster hält mit der Qualität der Plattform allerdings nicht mehr mit.
In welchem Jahr leben wir bitte nochmal?
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Kommentar System
Kommen wir zu guter letzt noch einem etwas heikleren Thema. Dem Bewertung-System des App Store. In hier fällt es schwer eine wirklich gute Lösung zu finden. Denn auch in diesem Fall sind wir, die Nutzer, schuld an Fehlern.
Es geht hier um die Rezensionen von Usern. Man kann getrost eine x-beliebige App suchen und in den Rezensionen nicht angemessene Bewertungen finden. Das reicht von Fragen wie „Ich komme in Level 3 nicht weiter, kann mir einer helfen 🙂 ?“ hin bis zu „Sehr gute App … aber es lädt nicht mehr. Ein Stern.“ Bitte was?
Und wir reden hier nicht von Einzelfällen. Wie gesagt, hier gibt es keine konkrete Anleitung, wie man dieses Problem beseitigen kann. Apple könnte die Funktion „Sortieren nach“ nützlichste, kritischste, neueste usw. mehr hervorheben oder allen User die eine App bewerten wollen, vorher noch einmal zeigen, wie eine richtige Rezension auszusehen hat. Und auch die Entwickler können weder antworten noch melden oder sonst was mit den Kommentaren machen.
Auch das 5-Sterne Prinzip ist bei weitem nicht perfekt, ein Beispiel:
Hat eine App 20 5-Sterne-Bewertungen, reichen schon zwei 1-Sterne-Bewertungen aus, um den Durchschnitt von 5 auf 4,5 Sterne herunterzustufen. Anschließend würde die App jedoch satte 10 neue 5-Sterne-Bewerungen benötigen, um wieder auf einen Schnitt von 5 Sternen zu kommen.
Ziemlich hart, ein System á la YouTube, welches lediglich zwischen „Gut und schlecht unterscheidet“ ist aber wahrscheinlich zu primitiv. Eine Lösung zu finden gestaltet sich also als denkbar schwer, wobei hier in erster Linie die User Schuld sind. Auch lesenswert: Kommentar: Das App Store – Bewertungssystem.
Zugegeben, die Headline mag ein wenig drastisch klingen und in naher Zukunft wird Apple’s App Store nicht den Bach runtergehen. Fakt ist aber, dass Apple enorm viel Potential verschenkt, was den Store betrifft. Und da gilt es auch anzusetzen. Firmenübernahmen (Burstly oder auch Benoit Dupin) lassen auf Verbesserungen hoffen. Erwarten wir also mit Spannung die WWDC 2014.