Zu Gast bei Apfellike springt über den Teich und spricht mit der freien Fotografin Eva Napp über Amerika, Apple und Reisen.
Hi und Guten Morgen Eva, stell dich doch am Besten kurz vor, damit unsere Leser wissen ,wer du bist und was du machst…
Moin, ich bin freie Fotografin aus Hamburg und bin vor einem halben Jahr in die USA ausgewandert.
Stichwort USA, wie kam es zu deiner Entscheidung „auszuwandern“ ?
Das war schon seeeeeehr lange in Vorbereitung. Genauer gesagt habe ich 8 Jahre auf mein Visum gewartet. Ich habe durch meine Mutter, die vor 10 Jahren einen Amerikaner geheiratet hat eine Greencard bekommen. Aber im Grunde wollte ich schon, seit ich Austauschschüler in Chicago war in der 10. Klasse auf jeden Fall irgendwann mal hier leben.
Was hat dich dann damals und heute an Amerika fasziniert? Die Musik, die Menschen, das Fernsehen oder vielleicht der American Dream ?
Ich musste natürlich erstmal gucken, wo Chicago eigentlich liegt und hatte gar keine Ahnung, was da drüben eigentlich so geht. Als ich dann das erste Mal ankam konnte ich es einfach nicht fassen, was los ist und hab mich die gesamte Zeit wie im Film gefühlt. Ich hatte zwar eine schwere Zeit und es gab viele Probleme, aber ich war trotzdem fasziniert von dem Leben hier. Am tollsten war es dann, als ich zum ersten Mal auf Englisch geträumt habe und im Radio den Text von Rap-Songs verstanden habe.
Seitdem bin ich fast jeden Jahr wieder in die U.S.A. geflogen. Was ich liebe hier ist dieses positive der Menschen und der Willen und die Denkweise der Menschen, dass sie für sich und ihr Schicksal selber verantwortlich sind und es schaffen können, wenn sie möchte. So, das ist jetzt natürlich vollkommen überverallgemeinert, aber ich rede hier halt vom Grundtenor der Amerikanischen Kultur. Die Deutschen sind sehr negativ und engstirnig eingestellt. Alles muss perfekt sein, seinen perfekten Weg gehen und den perfekten Lebenslauf haben. Was viele bei den Amerikanern als Oberflächlichkeit sehen ist für mich einfach ein sehr viel schönerer Weg miteinander umzugehen. Klar vermisse ich aber auch die Deutschen Tugenden wie Pünktlichkeit und dass Dinge auch eingehalten werden, wenn man sie abmacht. Da sind die Amis halt auch einfach mal ein bisschen zu locker in der Hinsicht. Aber man gewöhnt sich dran.
Da ist sicherlich was dran! Wie beeinflusst die Art der Amerikaner dann deine Arbeit als Fotografin?
Hm, dass ist schwer zu sagen. Im Grunde ist es ja dasselbe Spiel. Hier in Los Angeles als Zentrum der Filmbranche ist es einfach noch mal was ganz anderes was Professionalität angeht und wie gut alles vorbereitet ist. Ansonsten ist es noch ein sehr großer Unterschied, dass sich hier ALLE mit Vornamen anreden. Selbst meinen Anwalt spreche ich mit seinem Spitznamen an. Das erleichtert einem sehr das arbeiten und auch, wenn man Meetings hat. Man ist gleich auf der selben Ebene und das lockert die Situation auf.
Ja, dass ist in Deutschland meist ein schleppender Prozess, da ist man lange nicht so aufgeschlossen! Auf deiner Webseite steht der Spruch „Always on the run to explore the world.“ Was sind Dinge die auf einer Reise nie Fehlen dürfen?
Mein iPhone, mein Macbook Pro und meine Canon mit 40mm Pancake Objektiv drauf. Auf mein Laptop könnte ich wohl noch verzichten, aber iPhone und Kamera sind ganz wichtig….achja und mein Kindle 😀
Uns als Apple-Blog interessiert natürlich, was dir am iPhone oder Apple allgemein gefällt oder nicht? Du wohnst in den USA, da ist es ja natürlich nochmal spannender…
Meine Schule war eine sogenannte „Apple-Schule“ in den 90ern. Das heisst wir hatten immer die neuesten Apple Computer dort. Ich habe damals mit einem der ersten Adobe Premiere Versionen auf den Macs meine Kurzfilme geschnitten. Das hat mich ganz verrückt gemacht, weil ich’s so kompliziert fand und bin dann wieder zurück zum analog Schnitt gegangen. Zuhause hatte ich einen normalen PC und war jahrelang ein kleiner Windows-Nerd. Aber seit ich dann meinen ersten weißes Macbook gekauft habe, wollte ich nie wieder zurück. Ich verkaufe und kaufe alle 2-3 Jahre mein Mac-Laptop, damit ich immer auf dem neusten Stand bleibe und so rentiert es sich super. Zusätzlich habe ich noch einen iMac 27″ zuhause stehen, der jetzt gerade nach 4 Jahren ausgetauscht wurde.
Man kann sagen was man will aber das iPhone ist einfach das beste was es gibt auf der Welt. Ich brauche keine Kamera mehr immer dabei zu haben und mache viele Fotos mit dem iPhone. Mein Kalender ist immer dabei, Musik, Facebook, Instagram. Und dann natürlich noch die aller tollste Erfindung: Facetime und iMessages! Ich kann jetzt überall auf der Welt kostenlos telefonieren und SMS schicken. Das ist die genialste Erfindung aller Zeiten.
Ich hab es hier tatsächlich am Anfang kurzzeitig mit einem Samsung versucht, da ich als Koreanerin dachte, ich muss mal was für meinen Patriotismus tun, aber dann habe sehr schnell wieder zum iPhone gewechselt.
Ich wäre auch gerne auf einer Apple Schule gewesen. Bleibst du dann über FaceTime usw. mit deinen Freunden aus Deutschland auch ständig in Kontakt? Und hat dies die Entscheidung vielleicht sogar vereinfacht „auszuwandern“. Im Gegensatz zu früher, wo man dann seine Freunde sehr lange nicht mehr gesehen hat, kann man ja heute einfach FaceTime benutzen?
Ja, ich glaube, durch diese technischen Möglichkeiten fühlt es sich heutzutage alles gar nicht mehr so weit weg an. Meine Freunde in Deutschland nehmen mich manchmal „mit“ zum essen oder wenn sie abhängen und über Facetime oder Skype bin ich einfach dabei. Ich weiss noch wie schrecklich es war früher diese ellenlangen Vorwahlen zu wählen, um günstiger ins Ausland oder aus dem Ausland zu telefonieren..
Kommen wir noch zu IWTWFR, wie hat die Zeit dich damals beeinflusst, bei deiner heutigen Arbeit und auch in andere Richtungen?
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Haha, das musste ja kommen …..
Ich habe bei Paul super viel gelernt und vor allem wie es ist im großen Team zu arbeiten und vorzubereiten. Das wichtigste war wohl, dass alles seine Ordnung haben muss. Alles wird gut vorbereitet und wenn man fertig ist, dann wird alles sofort – und nicht erst später – wieder zurückgepackt. Das habe ich mir echt damals angeeignet und ist eines der wichtigsten Dinge als Fotograf. Hier in den U.S.A. habe ich dann irgendwann auch von jemandem den Spruch dazu gehört: „Back to Ready“……Wenn man selbstständig ist, ist Selbstdisziplin und Ordnung das Grundgerüst deines Geschäfts.
Empfiehlst du dann jungen Fotografen auch viele Praktika zu machen, weil man da das wichtigste lernt, wie unser Gast Steffen Böttcher mal sagte, den Umgang mit Menschen?
Die gute alte Praktikumsgeneration. Für mich war das meine einzige Erfahrung als Foto-Assistent/Praktikant. Ich habe aber schon zig verschiedene, merkwürdige bis fragwürdige Jobs in allen möglichen Branchen gemacht und dadurch Vielseitigkeit bekommen und gelernt mit Situationen umzugehen, die man nicht erwartet. Aber ja, der Umgang mit Menschen ist das wichtigste als Fotograf.
Von IWTWFR, Paul und Praktika zu deiner Arbeit! Bist du zufrieden mit dem was du bisher erreicht hast? Und wie Amerikanisch bist du schon geworden – Super Bowl Party… NBA Fan..Thanksgiving..
Ich bin ja auch noch am Anfang einer sehr langen Reise. Das ist ja das schöne am Fotograf sein, man kann es bis ins Alter machen und verbessert sich immer weiter. Ich bin sehr zufrieden mit dem, was ich mache. Ich fange ja aber auch hier in L.A. im Grunde wieder bei Null an. Aber dieses Jahr wird sicherlich sehr interessant.Super Bowl…ich gucke mir gar keinen Sport an, außer die Fußball WM. Aber das kommt sicher alles noch. Ich wohne direkt beim Staples Center wo die Lakers spielen, das werd ich mir natürlich anschauen. Thanksgiving mache ich schon seit Jahren und habe schon in Deutschland jedes Jahr einen fetten Truthahn gebacken mit Süßkartoffel-Marschmellow-Stampf und allem was da sonst noch zu gehört. Außerdem erwische ich mich immer mehr dabei, wie ich mit fremden Leuten im Supermarkt oder sonst wo über das Wetter oder den Verkehr schnacke. Die Lieblingsthemen der Angelenos.
Die NBA ist es sicher wert. So kommen wir zu letzten Frage..da du ja gerne reist….keine Budgetbegrenzung und ein vollgetanktes Flugzeug…wo geht die Reise hin und wieso?
Keine Budget und Zeitbegrenzung dann gerne mal eine Weltreise für 1 Jahr. Aber eigentlich möchte ich unbedingt mal schon lange nach Island. Mein Vater ist früher mit seiner ollen Ente rüber und hat mir schon immer davon erzählt. Obwohl es nicht weit ist, kam es irgendwie nie dazu, aber es muss ein visuell wunderschönes Land sein. Obwohl ich ein totales Stadtkind bin, fasziniert mich weite Natur sehr und macht mich glücklich. Strand finde ich zwar ab und zu ganz nett, aber Berge, Klippen oder Dschungel sind für mich sehr viel interessanter.
Bis zur nächsten Woche, wenn es wieder heißt “Zu Gast bei Apfellike”.
Weblinks: http://www.evanapp.com
Vimeo: http://vimeo.com/evanapp
Bild (Mann) stammt von der Webseite von Eva Napp