„The Wolf of Wall Street“
Carl Icahn ist ein Mann, der uns hier in Deutschland eigentlich ziemlich weit entfernt erscheint. Was sollen wir über einen Mann wissen, der an der Börse sein Geld gemacht hat und ein sehr zurückgezogenes Privatleben ohne große Skandale führt. Die Antwort auf dieses Frage lieferte vor einigen Monaten die Times, als sie ihn als Master of Universe bezeichneten und der Welt klar machten, wer der wirkliche Wolf of Wall Street unserer Zeit ist – eben nicht Warren Buffet – sondern der US-amerikanische Multi-Milliardär und Großinvestor Carl Icahn. Vor allem durch seine teilweise aggressive Art im Umgang mit Apple und die Tatsache, dass dieser Mann viel mehr ist als ein Investor, haben zu diesem Porträt geführt….
Aus dem Arbeiterviertel an die Wall Street
Obwohl ich auch nie ein Freund von Lebensläufen war und immer noch bin, beginnen wir bei Icahn trotzdem ganz am Anfang, da seine Geschichte bis heute noch zu wenig erzählt wurde. Icahn wuchs in einer jüdischen Familie als Sohn einer Lehrerin und eines Lehrers in Far Rockaway auf. Nach der High Scholl studierte Icahn Philosophie an der Princeton. Sein Vater, ein Lehrer, weigerte sich damals, seinem mathematisch begabten Sohn das Zimmer zu zahlen, als der in Princeton angenommen wurde. „Ich fragte ihn: Wie soll ich mein Essen bezahlen?“, erzählte Icahn der deutschen Zeitung Capital.“Er sagte: Das ist dein Problem.“ Also besorgte sich der junge Student einen Job im Long Island Beach Club und spielte mit den reichen Gästen Karten.“Ich habe mir drei Bücher über Poker gekauft und sie in einer Woche durchgelesen„, sagt Icahn.“Nach kurzer Zeit wusste ich mehr über Poker als die besten Spieler unter ihnen.“ Nach Erlangen des Abschlusses in Philosophie studierte er auf den Wunsch seiner Mutter hin Medizin an der New York University, brach aber wieder ab, da er sich nicht für das Fach begeistern konnte. Stattdessen ging er zwei Jahre zur Armee. Kurz nachdem er nach New York zurückgekehrt war, begann dann seine Karriere an der Wall Street. 1961 bekam er einen Job bei Dreyfus & Company, einer Investmentfirma. 1968 kaufte er einen Sitz an der Wall Street und gründete seine eigene Firma, Icahn & Co. Inc. Diese war nun vorerst auf Optionshandel spezialisiert . Ab 1978 investierte Icahn zunehmend in Unternehmen und erlangte damit nicht selten Plätze im Vorstand oder in anderen führenden Positionen. Heute ist Carl Icahn Vorsitzender von Icahn Enterprises, welche eben auch in Apple investiert, wo wir schon bei unserem Thema sind.
Icahn und Apple
Icahn wird gerne als Unternehmensplünderer oder auch als Firmenjäger bezeichnet. Seine Strategien sind selten passiver Natur, eher kauft er ausreichend Anteile einer Firma, um den Wert seines Investments aktiv zu gestalten, beispielsweise indem er dort eine führende Position einnimmt. Am deutlichsten und für uns am spannendsten ist dies im Fall von Apple. Icahn investierte hier mehrere Milliarden US-Dollar und forderte Apple dann Ende 2013 dazu auf, den Großteil der Aktien, welche nicht im Firmenbesitz sind zurück zukaufen, was für Icahn einen Sechser im Lotto bedeuten würde. Doch wie wir alle wissen ist es bis heute nicht dazu gekommen. Wie viel Mut muss also ein Mann haben, um Apple zu sagen, dass sie auf dem falschen Weg sind? Selbst Icahn – der Wolf of Wall Street – könnte hier an seine Grenzen stoßen, und darum schlägt er seit einiger Zeit einen diplomatischen Weg ein.“ Viele sagen, dass Steve Jobs nicht mit mir geredet hätte, und sie haben wahrscheinlich recht“, sagte Icahn hierzu vor einigen Monaten. Tim Cook hingegen spricht nun öfters mit ihm. Teilweise hat dies dann auch zum Erfolg geführt, denn Apple hat in den letzten Monaten über 17 Mrd. Dollar für Aktienrückkäufe ausgegeben, doch Icahn reicht dies noch lange nicht, weshalb er bis heute drohte, weiter aggressiv vorzugehen. Um 14:00 heute kam dann die überraschende Nachricht, dass Icahn doch nicht für eine weitere Aktienrückkaufwelle stimmt, was aber kritisch gesehen werden muss, denn es wäre eine Totaldrehung. Es bleibt also noch weiter spannend in der Beziehung Apple….Icahn.
Weitere Fakten zu Icahn
- Obwohl Icahn schon seit 1961 selbstständig arbeitete, wurde er der breiten Öffentlichkeit erst 1985 durch die Übernahme der US-Fluggesellschaft TWA bekannt. Diese Übernahme machte ihn so berühmt, dass Oliver Stone ihn als Vorbild für den Spekulanten Gordon Gekko in dem Hollywood-Streifen Wall Street wählte. Den Spruch „Wenn du einen Freund brauchst, kauf dir einen Hund”, sagte Icahn angeblich zu einem Mitarbeiter der von ihm übernommenen Fluggesellschaft TWA.
- Carl Icahn ist leidenschaftlicher Pokerspieler und besitzt drei Casinos. Das Wirtschaftsmagazin Forbs listete Carl Icahn 2011 auf der jährlich erscheinenden Liste mit einem geschätzten Vermögen von 12,5 Milliarden Dollar auf Platz 61.
- Seinem Heimatstadtteil Queens hat er ein Sportstadion gesponsert, auf dessen Dach nun in großen Leuchtlettern sein Name steht.
- Carl Icahn hat aus erster Ehe zwei mittlerweile erwachsene Kinder. Heute lebt er zusammen mit seiner zweiten Frau Gail in New York.
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Vielen Dank fürs Lesen, wir werden sicherlich im Fall Apple noch viel von Icahn hören.
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Text Quellen stammen aus der aktuellen Capital-Ausgabe