Kaum ein anderes Thema beherrschte die Medien in den letzten Tagen so sehr wir die Übernahme von Whatsapp durch Facebook. Auch wurden Stimmen laut, man wollen/ sollle sich von der neuen Zuckerberg-Tochter abwenden und stattdessen auf sichere(re) Dienste wie Threema oder Telegram wechseln. Beide genannten Dienste verzeichneten binnen kürzester Zeit einen enormen Zuwachs von Usern (und den daraus resultierenden Serverüberlastungen). Doch die viel größere Überraschung findet man bei Whatsapp selber: Statt dem prognostizierten Rückgang der aktiven User, konnte der Dienst in KW9 465 Millionen aktive Nutzer verzeichnen – das sind (knapp) 15 Millionen mehr als in KW8. Aber ist das wirklich eine Überraschung?
Die Antwort ist einfach: Nö. Threema und Co. sind (noch) sicherer, vielleicht ja auch zuverlässiger. Aber was fast jeder in den letzten Tagen vergessen hat, ist warum eigentlich so viele Menschen Whatsapp nutzen und es auch weiterhin tun werden. Sicherheitslücken hin oder her. Blicken wir zurück in die Anfangstage von der Messenger-Dienste für mobile Geräte: Die Auswahl war groß, es gab keinen richtigen Marktführer. Aber alle Messenger hatten eines gemeinsam: Sie verlangten vom User, sich für den jeweiligen Dienst zu registrieren. Ein Konto anzulegen. Whatsapp hingegen nicht, erforderlich war bloß die eigene Handynummer. Das wars. Und hier liegt auch der Schlüssel zum Erfolg: Die Bequemlichkeit. Beziehungsweise die Faulheit der Nutzer.
Alex Olma beschreibt das Ganze so:
Die Technik-Presse sitzt nicht selten dem Irrglauben auf, dass sich das beste System (mit den meisten Features) durchsetzt. (…) Die Empörung der Übernahme von Whatsapp ist daher eigentlich nur der Frust, sich mit den eigenen Kommunikationsgewohnheiten auseinandersetzen zu müssen.
Denn sehen wir es mal realistisch: (Fast) niemand wird zu Threema wechseln weil die Applikation mehr Sicherheit und Features bietet. Niemals (jedenfalls nicht in absehbarer Zeit) wird die Whatsapp Konkurrenz Dimensionen von ihrem Marktführer erreichen. Jedenfalls nicht solange die User weiterhin versuchen alle Konversationen mit Kontakten über einen einzigen Messenger zu führen und es aus Faulheit ablehnen, Alternativen auszuprobieren. Und was bringt es schon Whatsapp den Rücken zu kehren aber dafür weiterhin bei Facebook, Instagram und Co. angemeldet zu sein?