Passend zum Start unseres Serien-Highlights „Inside the Apple“ gibt es jetzt eine erste kleine Vorschau mit besonderem Bezug auf Apple’s Image und Psychologie. Wir beziehen uns dabei auf das iPhone 5C – der „Flop des Jahres von Apple“. Dabei stellen wir drei Argumente vor, die für einen Erfolg des 5C sprechen. Vorab sei gesagt, dass es sich hierbei in keinster Weise darum geht Apple oder 5C schön zu reden. Dass sich das bunte iPhone nicht hervorragend verkauft (war und) ist klar. Dennoch gibt es einige positive Nebeneffekte durch die Einführung des vermeintlichen Billig-iPhone aus Plastik.
Vergleichen
Im Vergleich zum iPhone 5S mag das 5C sicherlich im Bereich der Verkaufszahlen nicht sonderlich gut abschneiden. Allerdings betrachtet man die Zahlen auf Apple Niveau. Wagt man einen Vergleich mit der Konkurrenz, fällt auf, dass sich das 5C besser als jedes Android-, Windows Phone oder Blackberry Smartphone verkauft – zumindest wenn man sich das Weihnachtsquartal 2013 anschaut.
An erster Stelle, und zwar bei jedem Anbieter, steht das iPhone 5S. Rang zwei teilen sich iPhone 5C und Galaxy S4. Fragt man wildfremde Leute, werden sich die meisten bei der Wahl zwischen 5S und 5C für ersteres entscheiden. Das liegt nicht zuletzt an der Preispolitik von Apple. Warum 599€ für das 5(C) bezahlen, wenn man für 100€ Aufpreis ein deutlich besseres 5S bekommt?
Expandieren
Schon als die ersten Gerüchte zu einem bunten iPhone aufkamen, gab Tim Cook eine klare Stellungnahme zu einem Billig-iPhone. Apple agiere nicht im Ramsch-Geschäft, sondern produziere nur hochwertige Produkte. Und letzten Endes kam es auch so: Das vermeintliche Billig-iPhone aus Plastik kostet 549€ im Neuzustand. Der Effekt: Viele kritisierten Apple für diesen Schritt. „Alte Technik in einem Plastikgehäuse? Abzocke!“
Daraus resultierten Straßenpreise auf Plattformen wie Ebay oder Amazon für das 5C. Aus den 549€ (bzw. 599€) wurden schnell 499€ oder auch noch weniger. Dasselbe Szenario findet sich beim Apple TV. Die Set-Top-Box kostet seit der Einführung immer 109€. Regelmäßig gibt es aber auch Aktionen von diversen Drittanbietern, die das Apple TV für einen Viertel des Preises anbieten (teilweise sogar nur für 75€). Auch Apple verschenkte zwischenzeitlich eine 25$ iTunes Gutscheinkarte beim Kauf eines Apple TV.
Was Apple damit erreichen will liegt auf der Hand: Die Ausweitung der Produktlinie. Beim 5C und Apple TV geht es primär nicht um Margen und Profit. Viel mehr sollen damit auch Kunden in anderen Preisklassen erreicht werden. Und wer bekanntlich einmal im Apple-Ökosystem (gefangen) ist, kommt dort auch nicht mehr so leicht raus.
Erinnern
Schon beim traditionellen Weihnachts-Werbespot von Apple („Misunderstood„), zeichnete sich ebenfalls ein bekanntes Szenario ab. Im Spot wird eine Junge gezeigt, der, statt sich mit seiner Familie und Freunden zu spielen und Zeit zu verbringen, sich lieber mit seinem iPhone beschäftigt. Am Ende wird klar, dass der Junge die Ganze Zeit an einem kleinen Video gearbeitet hat, welches seine Familie sehr berührt.
[youtube http://www.youtube.com/watch?v=nhwhnEe7CjE]
Werbeprofis wie Ken Segall oder John Gruber lobten diesen Spot in den höchsten Tönen. Es gab zwar auch (berechtigte) negative Stimmen zu dem Spot, allerdings war dies nur eine Minderheit. Doch darum geht es nicht, sondern um das was im Spot gezeigt wird: Am Anfang kommt etwas schlecht rüber, am Ende entpuppt es sich jedoch als etwas positives. Was hat das mit dem iPhone 5C zu tun?
Etwas was Apple (Kunden) von der Konkurrenz abhebt und zu den wichtigsten Faktoren für den Erfolg des iKonzerns zählt, ist das Überlegenheitsgefühl von Apple Kunden gegenüber anderen. In der Psychologie wird dies unter anderem mit dem Halo-Effekt in Verbindung gebracht. Ein Produkt, welches kreativ und innovativ ist (oder so wirkt), überträgt diese Effekte auf den Nutzer. Jemand der beispielsweise ein iPad oder Mac benutzt (und diese Geräte stehen für Kreativität, die Innovationskraft von Apple und so weiter), erweckt bei seinen Mitmenschen ebenfalls den Eindruck, im Besitz dieser Eigenschaften zu sein (näheres dazu auch bald in ausführlichen Teilen von Inside the Apple). Doch genau diese Eigenschaft besitzt das iPhone 5C nicht.
Konkurrenten wie Samsung, HTC oder Google produzieren mittlerweile ebenfalls hochwertige Smartphones und Tablets. Zunehmend verschwindet dieser magische, besondere Effekt die Apple Produkte. Die Unterschiede werden immer unsichtbarer und geringer. Und somit vergessen viele, dass Apple’s iPhone etwas Mystisches hat. Das bedeutet, das 5C soll Kunden dazu anregen, sich das 5S zu kaufen. Es erinnert die Menschen wieder an das Gefühl, als alle anderen noch eifersüchtig auf iPhone User waren. Und wie oben auch schon erwähnt zielt Apple mit dem 5C nicht auf Profit, sondern auf Image.
„Allein durch seine Existenz ruft [das 5C] uns ins Gedächtnis zurück, was die Marke iPhone ausmacht“, schreibt Thier. „Die restliche Smartphone-Welt kann uns nicht immer daran erinnern, dass das iPhone 5S ein attraktives und teures Produkt für qualitätsbewusste Kunden ist. Deswegen übernimmt Apple das einfach selbst.“
Ob das iPhone 5C tatsächlich explizit aus diesen beiden Gründen eingeführt wurde ist selbstverständlich nicht klar, man kann aber davon ausgehen, dass Apple sich diesen beiden Effekten durchaus bewusst ist.